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Huberta erzählt aus der Stadtgeschichte

Die Reihe über die Geschichte der Stadt Brilon

 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, seit dem 21. März war ich in meinem Stall im Museum Haus Hövener eingesperrt. Ich kann meine Hufe bald nicht mehr stillhalten. Jetzt öffnet das Museum seine Pforten wieder. Ihr Kinder dürft wieder auf die Spielplätze und bald auch in die Kindergärten und Schulen gehen. Jetzt lassen mich meine Eseltreiber auch wieder frei.

In der Zwischenzeit habe ich für Euch 46 Geschichtsgeschichten geschrieben. Dafür habe ich alte Zeitungen, Briefe und Aufsätze studiert sowie in dicken Büchern nachgeforscht. Zwischen meinen Ohren habe ich aber auch viele Dinge gespeichert. Dort konnte ich insbesondere auch deshalb kramen, weil ich früher ganz häufig unseren Stadthistoriker Gerhard Brökel besucht habe. Wenn er aus der Stadtgeschichte berichtete, habe ich die Ohren ganz schön gespitzt und mir vieles von dem gemerkt und aufgeschrieben. Dabei vergingen die Stunden wie im Flug. Die Ergebnisse seiner Familienforschungen hatte er in DIN-A4-Heften notiert. Diese Hefte mit den unterschiedlichsten Familienstammbäumen hat mir seine Ehefrau Brunhilde nach dem Tode von Gerhard Brökel anvertraut. Wenn Ihr Euch dafür interessiert, müsst Ihr Euch an das Stadtarchiv wenden. Dorthin habe ich die Hefte weitergegeben. Es ist eigentlich schade, dass ich meinen Schreibtisch räumen muss, weil dort meine Eseltreiber wieder arbeiten müssen. Besucht sie doch einfach mal, sie freuen sich auf kleine und große Besucher. Dort könnt Ihr noch ganz viel von Tieren, der Stadt, ihrer Umgebung und von den Menschen lernen. Im Museum Haus Hövener gibt es auch mein Malbuch mit dem Titel „Mit Huberta unterwegs“. Da könnt Ihr mich und unsere Stadt auf 36 DIN-A4-Seiten erleben. Der Karikaturist Norbert Planken hat mich gezeichnet, wie ich staunend vor der goßen Propsteikirche stehe, auf dem Giebel des Rathauses herumturne, gemütlich neben der Bäuerin vom Mistemarkt auf der Bank sitze oder mich mit der Waldfee oder dem Dino treffe. Dazu gibt es jeweils die passenden Geschichten von Loni Held-Wiese. Jeder kann „Lesen, Lernen, Malen“. Solch ein Malbuch schenke ich jedem Grundschulkind aus Brilon und den Dörfern der Klassen drei und vier für den „Sachkundeunterricht“. Eure Lehrerinnen und Lehrer können für ihre Klassen jeweils einen Klassensatz abholen. Meine Eseltreiber können aber nicht alle Bücher verschenken. Für eine Schutzgebühr von 4,50 Euro kann jeder andere Interessierte ein Malbuch im Museum erwerben. Wenn ich jetzt wieder durch die Stadt galoppiere, richte ich mich nach den Vorschriften. Ich achte genau darauf, dass ich den Abstand von mindestens 1,50 m zu anderen Eseln einhalte. Wir wollen uns doch alle gesund wiedersehen. Vielleicht treffen wir uns ja schon bald mal in der Stadt. Ihr könnt mich daran erkennen, dass ich einen Schutz über meinem Mehlmaul und den Nüstern trage. Wenn Euch die Stadtgeschichtsgeschichten gefallen haben, schreibt mir einen kleinen Brief, eine Postkarte oder eine E-Mail. Bald dürft Ihr auch wieder meine Freunde Friedel und Festus an der Alten Hütte besuchen. Sie freuen sich bestimmt. Wie Ihr dorthin kommt, findet Ihr auf der Internetseite des Museums.

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener. Kommt in die Hufe, und holt Euch mein Malbuch „Mit Huberta unterwegs“! Spitzt die Ohren, wenn Euch Oma und Opa etwas von früher erzählen!

Huberta 47 ENDE
 
 
 
Huberta 46

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, unser Freibad hat eine besondere Geschichte.

Was ist das toll, wenn wir im Sommer das Freibad in Gudenhagen oder das Badcelona in Alme besuchen können. Das ist ein Spaß für die gesamte Familie und ein Zeitvertreib für Freundinnen und Freunde. Hoffentlich macht uns das Coronavirus keinen Strich durch das Sommervergnügen. Bei meinen Nachforschungen zu dem Freibad habe ich festgestellt, dass zuerst der Plan bestand, eine Badeanstalt an der Stelle einzurichten, an der sich heute die Stadtbibliothek befindet. Dort gibt es nämlich Lehmboden, und das Wasser könnte nicht entweichen. Die Idee mit der Badeanstalt zerschlug sich. Man sah keine Notwendigkeit. „Bai waschket dann Hasen un Vösse?“, hieß es. (Wer wäscht denn Hasen und Füchse?) An der Wittekindstraße war ein großes Arbeitsdienstlager mit mindestens sieben großen Baracken um einen quadratischen Exerzierplatz angelegt worden. Dort war die Arbeitsdienstabteilung 5A 208 beheimatet. Es ging dort zu wie bei dem Militär. Im Zuge der Errichtung des Naziregimes ab 1933 zwang die Reichsregierung jeden Jugendlichen zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr „gemeinnützige" Arbeiten zu verrichten. Die Männer standen morgens um fünf Uhr auf, absolvierten einen Waldlauf, frühstückten und zogen anschließend in Arbeitsuniformen mit geschulterten Spaten mit Sang und Klang zu ihrer Arbeitsstelle in Gudenhagen. Dort errichteten sie unser Strandbad. Zur Eröffnung am 25. August 1935 war ganz Brilon auf den Beinen. Jeder wollte bei dem Strandfest dabei sein. Erst spielte die Feuerwehrkapelle von 14 bis 15 Uhr auf dem Marktplatz zu einem Platzkonzert auf. Dann marschierte die gesamte Bevölkerung „unter Vorantritt“ der Musikkapelle zum Strandbad. Nach den Festansprachen ab 16 Uhr boten der Schwimmverein Paderborn, die Schwimmabteilung der Ortsgruppe für Leibesübungen Geseke und die deutsche Turnerschaft Brilon Schwimm- und gymnastische Übungen. Der Bund deutscher Mädchen führte einen Reigen (Tanz) auf. Nach Eintritt der Dunkelheit wurde ein Riesenfeuerwerk gezündet. „Der See werde im ganzen Sauerland bekannt und von allen Fremden wegen seiner einzigartigen Lage mitten im Hochwald fernab von Lärm des Verkehrs und in staubfreier Gebirgsluft gerühmt werden“, heißt es auf dem Einladungsplakat. Nach dem Abbrennen des Feuerwerks gab es den gemeinsamen Rückmarsch nach Brilon und dort einen gemütlichen Abschluss in den Gaststätten. Die Arbeitsdienstmänner setzten sich einen Gedenkstein. Ihr könnt ihn neben dem Filterhaus entdecken. Das Strandbad, auch Badeteich oder Waldsee genannt, ist mit ca. 6.500 qm Wasserfläche und der riesigen Liegewiese das größte Freibad in NRW. Es wäre doch schade, wenn wir in diesem Jahr dort nicht schwimmen dürften.
Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, unser Gymnasium Petrinum hat eine lange Geschichte:

In der Kapellenstraße 9, Haus Schladoth, stand die Wiege unseres Gymnasiums Petrinum. Aufgrund einer Vereinbarung aus dem Jahre 1652 war dem Orden der Minoriten gestattet, in Brilon ein Kloster zu errichten. Diese errichteten eine Lateinschule, später als Gymnasium Ambrosio Antoniani bezeichnet. Der Unterricht begann im November 1655. Das Schulgebäude fiel dem Stadtbrand vom 2. November 1707 zum Opfer. Auf Kosten der Stadt wurde es an der selben Stelle neu errichtet. Ende 1803 nahm der Unterricht mit der Aufhebung des Klosters durch den hessischen Staat ein Ende. Das Gebäude diente daraufhin als Lazarett für erkrankte Soldaten und wurde 1820 an den Besitz des Ackermanns Karl Kleine verkauft. Die Minoriten errichteten um einen quadratischen Lichthof herum in mehreren Bauschritten die Klosteranlage. 1738 wurde der Bau vollendet. Der klösterliche Konvent setzte sich aus geweihten Patres und Laienbrüdern zusammen. An der Spitze stand ein auf Zeit gewählter Guardian. Ein Rest dieses Konvents zog im April 1804 nach Rüthen, nachdem schon im November des Vorjahres die Aufhebung des Klosters von der damaligen hessischen Regierung verfügt worden war. Das große Gebäude in Brilon diente fortan bis 1813 als Kaserne für ein Bataillon des hessischen Regiments „Erbprinz“. Darauf wurde es einige Jahre lang als Mietwohnung und als Stützpunkt für die neu ins Leben gerufene Landwehr genutzt. Der preußische Staat als Rechtsnachfolger der Hessen überließ das Kloster 1821 dem neugegründeten Progymnasium der Stadt, das 1858 in ein Vollgymnasium verwandelt wurde. Das Gymnasium Petrinum nutzte das Gebäude bis zu seinem Umzug im Jahre 1975. Seitdem ist in dem ehemaligen Kloster die Heinrich-Lübke-Hauptschule, jetzt Sekundarschule, untergebracht. Zu dem Kloster gehörte die Nikolaikirche. Weil die alte Nikolaikirche den Ansprüchen nicht mehr genügte, erbauten die Minoriten in den Jahren 1772 bis 1782 ein neues Gotteshaus im Stil des Rokoko, das wiederum dem heiligen Nikolaus geweiht wurde. Als neuer Standort wurde ein Platz am Anfang der Kapellenstraße etwas oberhalb der früheren Nikolaikirche gewählt. Die Stadt und wohlhabende Bürger unterstützten die Errichtung mit großzügigen Spenden. 1803 wurde die Kirche zusammen mit dem Kloster durch den hessischen Staat säkularisiert. Das Gotteshaus diente in den nächsten Jahren als Magazin und Depot für das im Kloster einquartierte Bataillon hessischer Soldaten. Die innere Ausstattung blieb jedoch weitestgehend erhalten. Im Jahre 1821 überließ der preußische Staat als Rechtsnachfolger des Großherzogtums Hessen die Kirche dem neugegründeten Progymnasium.So war sie als Gymnasialkirche bekannt. Bis zur Errichtung eines eigenen Gotteshauses 1856 nutzte auch die evangelische Gemeinde diese Kirche. Am 15. März 1968 gelangte die Kirche durch einen Vertrag in den Besitz der Propsteigemeinde. Bleibt gesund, lernt und betet, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

Huberta 45
 
 
 
Huberta 44

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, wie sich die Zeiten geändert haben:

Ihr kennt das China-Restaurant an der Ecke Strackestraße – Derkere Mauer. Bis 1974 stand an dieser Stelle ein herrschaftliches Haus mit einer bewegten Geschichte. Es wurde von Johann Adolph Freusberg, dem letzten kurfürstlichen Richter in Brilon, kurz vor 1800 in massiver Bauweise errichtet. Um 1825 gelangte es in den Besitz des Stadtrichters Caspar Anton Pape, Vater des bedeutenden Rechtsgelehrten Eduard Pape. Die Tochter Pauline, Witwe des Rechtsanwalts Anton August Rintelen, verkaufte das Gebäude 1860 für 6.000 Taler an die Stadt. Sie richtete darin das Krankenhaus „Maria Hilf“ ein. 1898 wurde das neue Krankenhaus in der Königstraße bezogen. Nach der Umsiedlung des Krankenhauses diente das Haus in der Strackestraße 22 von 1899 bis 1938 als Wohnheim für auswärtige Schüler des Gymnasiums Petrinum. Etwa 50 Jungen fanden in dem unter geistlicher Leitung stehenden „Konvikt“ eine Bleibe. Andere auswärtige Schüler wohnten bei Privatleuten in sogenannten Kolonien. Seit 1938 diente das Haus verschiedenen Zwecken. Unter anderem beherbergte es eine Abteilung der Kreisberufsschule. Im Herbst 1944 nahm das Gebäude die Innere Abteilung des großen Johannes-Hospitals in Dortmund auf, das bei einem Luftangriff englischer Flugzeuge völlig zerstört worden war. Diese durch die Not erzwungene Lösung musste auch geraume Zeit in der Nachkriegszeit beibehalten werden. Unter dem Traditionsnamen „Heilig Geist“ hat dieses Krankenhaus als zweite Klinik der Stadt bis 1966 bestanden. An den Chefarzt Dr. Grosse-Vollmer sen. erinnern sich die älteren Briloner noch. Danach wurde das Gebäude an einen Textilbetrieb verpachtet. Nach einem Brand im Inneren des Gebäudes wurde es 1974 abgerissen und durch das neue Bauwerk, das den ersten Aldi-Markt Brilons beherbergte, ersetzt. In dem Hinterhaus waren von 1862 bis kurz vor 1900 ein Waisenhaus für 15 bis 25 Kinder sowie eine Handarbeits- und Nähschule angesiedelt. Sie wurden durch Schwestern des Ordens der Vinzentinerinnen geleitet. Beide Einrichtungen wurden um 1900 in das ehemalige Wohnhaus der bedeutenden Gewerkenfamilie Ulrich an der Bahnhofstraße verlegt. Das Waisenhaus war die erste Einrichtung dieser Art im Kreis Brilon. Bis zu der Zeit wurden elternlose Kinder öffentlich „versteigert“. Für ihr neues Zuhause mussten sie ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Waisenhaus sowie Koch- und Nähschule wurden 1929 aufgegeben. Das herrschaftliche Haus Ulrich wurde bis auf das Kellergeschoss abgebrochen. Im Jahre 1919 wurden Briloner Handwerksmeistern über 120 „Zöglinge“ des Kölner Waisenhauses angeboten. Diese waren mit einer zweifachen Lehrlingsmontur für sonntags und alltags ausgestattet. Die Lehrmeister mussten Kost, Wohnung und Reinigung der Wäsche stellen. Dafür bekamen sie ein Kleidergeld für die dreijährige Lehrzeit ausgezahlt. Bleibt gesund, achtet auf Eure Mitmenschen und auf das Stadtbild, das wünschen sich Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, mein Freund der Iguanodon im Kellergewölbe des Museums Haus Hövener ist auch in Quarantäne.

Meine Eseltreiber des Museums Haus Hövener kümmern sich vorbildlich um mich und um meinen Freund den Dinosaurier Iguanodon. Seinen Gewölbekeller haben sie herausgeputzt. Man kann sich jetzt genau vorstellen, wo und wie Mineraliensammler im Jahre 1978 in Nehden die Knochen von 15 Dinosauerierskeletten gefunden haben. Wenn Ihr die Ohren spitzt, hört Ihr, wie es in der Karsthöhle tropft! In dem Nachbarraum könnt Ihr Euch jetzt richtig vorstellen, wie die Wissenschaftler die Knochen aus dem Nehdener Steinbruch geborgen haben. Dort könnt Ihr auch einem Skelett auf den Zahn fühlen und feststellen, dass unser Saurier ein Pflanzenfresser war. In dem dritten Raum seht Ihr, in welcher Umgebung unser Iguanodon gelebt hat. Bei den Ausgrabungen wurden auch Überreste von Krokodilen, Schildkröten, Fischen und Insekten sowie von Farnen, Ginkgobäumen und Zapfen von Nadelbäumen gefunden. Alles könnt Ihr dort sehen, auch ihn selbst. Auf einem Bildschirm könnt Ihr fünf verschiedene Filme auswählen. Wusstet Ihr, dass die Dinosauerier in den Vögeln weiterleben? Warum sind die Dinos ausgestorben? Iguanodonten waren pflanzenfressende Dinosaurier, die eine Länge von 11 Metern und ein Gewicht von 4,5 Tonnen erreichen konnten. Sie lebten in der Unterkreidezeit vor etwa 120 Millionen Jahren. Funde dieser Dinosauriergattung sind in Europa keine Seltenheit, jedoch der Fund in Nehden. Hier wurden erstmals Skelette von Jungtieren gefunden. Bei der Corona-Pandemie haben wir gelernt, dass es das Wesen der Wissenschaft ist, immer dazuzulernen. Was gestern noch galt, ist heute vielleicht ganz anders. Auch in der Iguanodon-Forschung „veränderte sich das Aussehen“ dieser Dinosaurier mehrmals. 1822 wurde er noch als Tier, das einem Leguan ähnlich war, beschrieben. 1841 präsentierte der Leiter des Naturhistorischen Museums in London einen Iguanodon, der einem riesigen schuppigen Nashorn glich. Das war für 100 Jahre von den Wissenschaftlern anerkannt. 1978 jedoch schrieb Nehden Wissenschaftsgeschichte. Von da an „liefen die Tiere auf allen Vieren“. Im Falle eines Angriffs durch Raubsaurier konnten sie jedoch auch auf zwei Beinen laufen und schneller flüchten. War eine Flucht nicht mehr möglich, verteidigten sie sich mit ihren spitzen Daumenstacheln. Das alles und noch viel mehr könnt Ihr bald wieder im Gewölbekeller des Museums Haus Hövener erfahren. Fahrt doch mal nach Nehden, dort könnt Ihr die Fundstelle besuchen. Als Wegweiser dient Euch ein riesiger Dinosaurier aus Metall. Er wird abends angestrahlt.
Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und Iguanodon, der älteste Briloner, sowie das Team des Museums Haus Hövener.

Huberta 43
 
 
 
Huberta 42

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, Pastor Mittermeyer beschwerte sich. Nachrichten aus Ratsprotokollen und Kirchenbüchern hat Gerhard Brökel ausgewertet und darüber einen Aufsatz verfasst. Das ist spannend, einiges berichte ich daraus:

Im Jahre 1746 verstarb Brilons Pastor Melchior Werner Grönenberg. Nachfolger wurde der Geistliche Ferdinand Anton Mittermeyer, gebürtiger Hirschberger und bis dahin Vikar in Westheim. Pastor Mittermeyer amtierte dann mehr als 40 Jahre in Brilon. Gerhard Brökel beschreibt ihn als vollendeten Kenner der lateinischen Sprache. Mittermeyer hatte auch deshalb die Aufsicht über 90 Pfarreien des kölnischen Sauerlands und des Haardistrikts und war zudem Mitglied der dreiköpfigen Schulkommission für das Herzogtum Westfalen. Auf der anderen Seite zeichnete ihn eine starke Streitlust aus. Er stritt sich mit dem Magistrat, mit seinen geistlichen Mitbrüdern und mit den Minoriten im Kloster am Steinweg. Schnell war er mit Prozessen bei der Hand. Ein Schreiben vom 18. April 1767 lasse erkennen, dass Pastor Mittermeyer auch mit Hartnäckigkeit versuchte, seine Gehaltsforderungen durchzusetzen. Ihm standen die Stolgebühren zu (Gebühren für Taufen, Eheschließungen, Beerdigungen, Haussegnungen, Versehgänge), ferner die Pachterträge von Kirchenländereien und die Zinsen für verliehene Kapitalien. Zusätzlich waren alle Mitglieder der Pfarrei im Alter von mehr als 12 Jahren, ob männlich oder weiblich, die der Teilnahme an der Kommunion fähig seien, zu einem besonderen Geldopfer verpflichtet. Das waren an die 2000 Kommunikanten. Nicht einmal 100 davon würden die schuldige Opfergabe zum Altar bringen, und nicht wenige würden zudem ihr Opfer mit „betrüglichen, nicht gültigen falschen Münzen“ abstatten. Zudem würde man bei den Opfergaben „gar Huf- und Schuhnägel, plattgeschlagene alte Knöpfe und zusammengewickelte Spindeln“ vorfinden. Auf diese Weise werde die Ehre Gottes geschmälert und auch er, der Pastor, werde verspottet. Andererseits wird dem Pastor von den Bürgern vorgeworfen, Gelder widerrechtlich und eigenmächtig nach Gutdünken für andere Zwecke und teils auch für sich selbst verwendet zu haben. Durch eine Anordnung aus Bonn vom 26. März 1788 wurde der Geistliche von Generalvikar Joh. Philipp von Horn-Goldtschmidt seines Amtes enthoben. Der Briloner kurfürstliche Richter Adolph Freusberg ließ das am 11. April öffentlich verkünden. Schon zuvor war Pastor Mittermeyer verhaftet und unter Bewachung von bewaffneten Briloner Schützen ins Rheinland abgeführt worden. Dort wurde ihm in Weidenbach bei Köln eine Bleibe in einem Heim für geisteskranke Priester angewiesen. Hier ist der Geistliche gegen 1796 gestorben. Der Generalvikar übertrug die Administration der Pfarrei Brilon dem Vikar Brandenburg. Dieser hat sie dann auch bis zu seinem Tod im Jahre 1792 wahrgenommen. Auch sein Nachfolger, der aus Brilon stammende Geistliche Heinrich Becker, musste sich zunächst – bis zum Ableben des vormaligen Pfarrers Mittermeyer - mit dem Titel eines Pfarrverwalters begnügen.
Bleibt gesund und entrichtet Eure Abgaben. Das wünschen sich Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, durch die besonderen Zeiten lernen wir ganz viel von unserer Stadt kennen. Hier habe ich einen Vorschlag für einen Stadtspaziergang entlang besonderer Wegzeichen.

Der Rundgang beginnt auf dem Marktplatz. Auf dem Kump verabschiedet Euch der heilige Petrus, unser Stadtpatron. Schaut Euch ihn genau an. Zwei Putten sind zu entdecken, dazu Wappen, der große Schlüssel und das Kölner Kreuz. Der Heilige schaut zum Rathaus. Dort entdeckt Ihr zwischen den Rundbögen den Bildstock. Er stammt aus dem Jahre 1688. Woher das Wappen stammt, wisst Ihr ja schon aus einer früheren Geschichtsgeschichte. Schaut nach oben, dort entdeckt Ihr eine zweite Petrusfigur. Den goldenen Schlüssel hatte man der Figur gestohlen, er wurde ihr vor einigen Jahren von dem Briloner Heimatbund-Semper Idem zurückgegeben. Dreht Euch um die eigene Achse. Über dem Portal des Cafés am Markt findet Ihr die Figur der heiligen Agatha mit der Jahreszahl 1792. Fragt Dr. Google, wessen Schutzpatronin sie war. Wenn Ihr dem Steinweg folgt, grüßt Euch aus einer Muschelnische über dem Westportal der Nikolaikirche eine lebensgroße barocke Madonna. Geht auf den Schulhof der Heinrich-Lübke-Schule. Links neben dem Eingang zur Nikolaikirche findet Ihr einen etwas seltsamen Bildstock. Er wurde erst 1976 so zusammengefügt. Der obere Teil war bis dahin an der Ostwand der Sakristei angebracht. Rechts neben dem Eingang seht Ihr ein Steinkreuz. Es hatte bis 1989 seinen Platz auf dem Giebel der Kirche und drohte herabzustürzen. Im Innenhof der Schule ist der Franziskusbrunnen, ein Geschenk der Elternschaft zum 300-jährigen Schuljubiläum 1955, zu sehen. Folgt dem Steinweg bis zur Ecke, an der die Franziskusstraße rechts abzweigt. Hier seht Ihr in der Schulhofmauer den Franziskusbildstock. Die Franziskusstraße gab es bis zu dem Stadtbrand im Jahre 1886 nicht. Sie wurde danach erst angelegt und erhielt ihren Namen wohl von dem Bildstock. Hinter der evangelischen Kirche führt der Weg über die Friedhofstraße zu unserem Friedhof. Er wurde 1807 vor den Toren der Stadt angelegt. Wenn Ihr durch das kleine Tor geht, kommt Ihr zu der „Liste-Kapelle“ aus dem Jahre 1905. Anna Liste, Tochter des Kreisgerichtsdirektors Liste, ließ die „Kapelle“ als Begräbnisstätte ihrer Familie errichten. Geht Ihr weiter, findet Ihr ein besonderes Kreuz aus dem Jahre 1874. Zu dessen Füßen sind die Begräbnisstätten Briloner Priester, genauso wie rund um die Figur des „Guten Hirten“ ganz in der Nähe. Diese besondere Figur stammt aus der Werkstatt des Bildhauermeisters Johann Josef Neck, der seine Werkstatt hinter dem Derkeren Tor hatte. Die Skulptur auf dem Marienplatz in Paderborn stammt ebenfalls aus seiner Werkstatt. Auf dem „neuen“ Friedhof findet Ihr die Hubertuskapelle. Hier liegt der Ursprung unserer Stadt. Ursprünglich hieß sie Georgskapelle. Ihr Name änderte sich, nachdem die Briloner Jäger 1766 die baufällige Kapelle auf ihre Kosten restaurierten und dabei auch ein Bildnis des heiligen Hubertus, ihres Schutzpatrons, gestiftet hatten. Heute kümmert sich der Heimatverein Altenbrilon um den Erhalt der Kapelle.
Bleibt gesund und habt viel Spaß bei dem Rundgang, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

Huberta 41
 
 
 
Huberta 40

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was ich über die ältesten Briloner Häuser herausgefunden habe:
In der Schulgasse 14, links neben der Marienschule, befindet sich das älteste erhaltene Wohnhaus der Stadt. Der zweigeschossige Bruchsteinbau stammt aus dem 15. Jahrhundert. Bei der Restaurierung in den 1990er Jahren ergab eine dendrochronologische Untersuchung (Bestimmung des Baumalters) des Dachstuhls das Baujahr 1431. Außerdem wurden zwei alte Wappen unter dem Putz im Inneren entdeckt, die vermuten lassen, dass das Gebäude vor 1600 im Besitz der Juristenfamilie von Rhamme war. Über 200 Jahre war das Haus dann im städtischen Besitz. 1659 wurde das Gebäude um einen giebelständigen und 1720 um einen traufständigen Fachwerkbau mit Deele erweitert. Bis 1788 nutzte die Stadt das Haus als Pastorat. Im Anschluss folgte die Vermietung an verschiedene Familien, unter anderen an den Gerichtsschreiber Caspar Engelbert Seibertz. Am 27. November 1788 wurde dessen Sohn, der bedeutende westfälische Historiker Johann Suibert Seibertz († 1871), in dem Haus geboren. 1827 verkaufte die Stadt das Gebäude. Nach mehreren Besitzerwechseln ist die Familie Becker seit über 100 Jahren Eigentümer des Hauses. Das Hinterhaus der Bahnhofstraße 26 an der Kreuziger Mauer ist das zweitälteste Haus der Stadt. Es wurde, wie in der Balkeninschrift festgehalten, im Jahre 1625 von dem Ehepaar Christoph Silgen und Margareta Weber erbaut. Es ist das Geburtshaus des Geheimen Staatsrates Prof. Dr. Justin Timotheus Balthasar Linde (1797- 1870), der zu einem bedeutenden Rechtsgelehrten aufstieg und von 1846 bis 1852 Eigentümer des Hauses war. Seine großen Verdienste insbesondere um die Entwicklung des Schulwesens brachten ihm die Erhebung in den Adelsstand ein. Seit 1910 sind das Hauptgebäude und das Hinterhaus im Besitz der Familie Föckeler, die seit etwa 1680 in Brilon nachweisbar ist. Der letzte Bewohner des Hauses war Kreisarchivar Norbert Föckeler, der am 29. Februar dieses Jahres starb. Norbert Föckeler war ein geachteter Bürger der Stadt, der sich in vielfältiger Weise engagierte. Einige andere Fachwerkhäuser sind in der Zeit um 1750 entstanden, darunter das heute als Kindergarten genutzte Gebäude neben der Pfarrkirche und das Schultenhaus am Ende des Steinwegs. Von dem einstigen Reichtum an Fachwerkhäusern im Stadtkern hat sich nur wenig bis heute erhalten. Die großen Stadtbrände der Jahre 1707, 1721, 1742, 1746, 1758, 1791, 1808, 1849, 1852, 1853, 1856, 1877 und 1886 legten jeweils ganze Stadtteile oder Straßenzüge in Schutt und Asche. Vor 150 Jahren gab es noch 150 strohgedeckte Häuser in Brilon. Heute wird häufig die Spitzhacke angelegt, um moderne Neubauten zu errichten. Liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser gibt es z.B. in der Kapellenstraße, Oberen Mauer, Derkeren Straße, Strackestraße, Südstraße, Niederen Mauer, Niederstraße, Kapellenstraße, im Steinweg und anderen Straßen.
Bleibt gesund und erhaltet unsere mittelalterlich geprägte Stadt, das wünschen sich Euere Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, heute schlage ich Euch einen tollen Zeitvertreib für die gesamte Familie vor. Ganz nebenbei könnt Ihr noch etwas lernen.

Euch sind bestimmt schon einmal die blauen Schilder des Briloner Heimatbundes – Semper Idem im Stadtbild aufgefallen. Sie erzählen die Geschichte der einzelnen Bauwerke, ihrer Bewohner, ihrer Erbauer oder die Stadtgeschichte ganz allgemein. Weil die Kindergärten, Schulen, Geschäfte und öffentlichen Einrichtungen noch einige Zeit geschlossen bleiben müssen, habt Ihr jetzt sicher einmal die Gelegenheit, bei einer Stadtralley oder einem gemütlichen Stadtspaziergang mit den Geschwistern und Eltern Eure Stadt noch besser kennenzulernen. Auf Eurem Weg durch die Jahrhunderte lernt Ihr beispielsweise, dass Brilon erstmals in einer Urkunde des Jahres 973 erwähnt wird und ihr die Stadtrechte wahrscheinlich im Jahre 1217 durch Erzbischof Engelbert verliehen wurden. Die Schilder erzählen von der wechselvollen Stadtgeschichte, als der Bergbau auf Eisen, Blei und Galmei eine bestimmende Rolle spielte. Brilon war eine blühende Stadt, deren Bürger um 1220 die heutige Propsteikirche errichteten und nach 1250 den mächtigen Kirchturm bauten. Auch das Rathaus, eines der ältesten Deutschlands, wurde im 13. Jahrhundert errichtet. Im Laufe der Geschichte schützte sich die Stadt mit einem festen Bollwerk aus Wall, Graben, Stadtmauer, vier Stadttoren und zwölf Türmen. Zudem gab es eine Landwehr mit Wachtürmen. Unsere Stadtgeschichte, in der es auch lange Notzeiten gab, ist ganz schön spannend. Heute ist Brilon ein moderner Wirtschaftsstandort, anerkanntes Kneipp-Heilbad und als waldreichste Stadt der Bundesrepublik ein Zentrum des Wandertourismus´. Vor der Eingangstür der Brilon Wirtschaft und Tourismus in der Derkeren Straße ist ein Behälter angebracht. Er enthält Faltblätter zum Altstadtrundgang. Holt Euch eins oder ladet es digital herunter, dann kann es losgehen. Folgt den blauen Schildern und lasst Euch die spannende Geschichte der Hansestadt Brilon und ihrer Bürger erzählen. Solche Schilder gibt es übrigens auch in Scharfenberg.

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

Huberta 39
 
 
 
Huberta 38

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was ich bei einem Zeitzeugenabend des Briloner Heimatbundes – Semper Idem mit meinen empfindlichen Ohren zu der Nachkriegszeit gehört habe:

Nachdem die Nazis ab 1933 bis 1945 im Rat und in der Verwaltung der Stadt Brilon das Sagen hatten, trat am 1. Februar 1946 der von der Militärregierung ernannte Stadtrat zusammen. Dieser wurde am 23. September 1946 durch den ersten frei gewählten Stadtrat abgelöst. Der englische Besatzungsoffizier Oberstleutnant Hoar war immer mit dabei. Er war es auch, der Wilhelm Schieferecke, den ersten Bürgermeister der Stadt nach dem Krieg, vereidigte. Im Stadtrat gab es verschiedene Ausschüsse, die die Probleme der Zeit widerspiegeln: Fürsorgeausschuss, Flüchtlingsausschuss, Wohnungsausschuss, Gesundheitsausschuss, Ausschuss für die Verteilung der Versorgungsgüter und Ernährungsausschuss. Die Straßen mussten wieder umbenannt werden. Aus der Hindenburgstraße wurde wieder die Hubertusstraße, aus der Adolf- Hitler-Straße wurde wieder die Gartenstraße. Die Waldarbeiter mussten ihre Arbeit einstellen, weil sie keine Schuhe hatten. Deshalb tauschte die Stadt 40 Festmeter Holz gegen 80 Paar Schuhe für die Waldarbeiter ein. Es wurde aber auch berichtet, dass bei einer Feier des Turnvereins im Vereinshaus der Musikverein Ringelstein ein Nazilied mit den Refrain „... wir werden weitermarschieren, wenn alles in Scherben fällt“ anstimmten. Die Teilnehmer sangen mit. Der Vorstand musste sich entschuldigen. Weiter wurde berichtet, dass die damaligen Ratssitzungen so gut besucht waren, dass erwogen wurde, Eintrittskarten zu vergeben. Am 21. Juni 1948 wurde wieder die Schnade gezogen und 1948 lagen schon 75 Anträge auf Zuweisung von Bauplätzen vor. Aus 17 Bewerbungen wurde Baumeister Heinrich Schieferecke als Stadtdirektor gewählt. Stadt und Amt Thülen waren im Dritten Reich zusammengelegt worden. Die Verwaltungen wurden wieder getrennt, und Walter Dinkloh ging als Amtsdirektor zum Amt Thülen zurück. Bürgermeister Wilhelm Schieferecke musste sein Amt zurückgeben, weil es ein Gesetz gab, dass Bürgermeister und Stadtdirektor bis zum 2. Grad nicht verwandt oder verschwägert sein durften. Neuer Bürgermeister wurde Josef Stuhldreher. Die Firma Josephienenhütte Schreiberhau, eine Glashütte aus Schlesien, wollte ein Industriegelände mit Gleisanschluss für die Verlagerung ihres Betriebes kaufen. Der Rat lehnte ab. Obdachlose mussten untergebracht werden. Ein Raum für Entlausungen wurde eingerichtet. 1949 gab es vom 12. bis 14. November die Herbstkirmes sowie einen Kram- und Schweinemarkt. Die Schulspeisung ist bei einigen Zeitzeugen nicht in bester Erinnerung: „Ich schmecke sie noch heute.“ Auch in Brilon gab es Care – Pakete. In den Paketen aus den USA waren Lebensmittel, Spielzeug oder andere Dinge. Die Schaufenster waren leer, die inflationäre Reichsmark war nichts wert. So gab es regelrechte Tauschzentralen, dort konnte man z.B. Tuche gegen Schuhe usw. tauschen. Zigaretten waren die Währung auf dem florierenden Schwarzmarkt. Durch die Währungsreform hatte jeder Bürger 40 Deutsche Mark in den Händen. Mit einem Schlag waren die Schaufenster gefüllt, es gab alles zu kaufen. Die Kinder spielten wie immer mit Murmeln, im Winter fuhren sie mit dem Schlitten, und lange nach dem Krieg spielten sie immer noch „Deutschland erklärt den Krieg gegen...“ Alle wollten Deutschland sein. Bleibt gesund und freut Euch, dass wir in besseren Zeiten leben, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, haben Esel eigentlich auch ein Bekenntnis? Guckt mal, was ich über die evangelische Kirchengemeinde herausgefunden habe:

1818 lebten sechs Protestanten in unserer Stadt, die Zahl stieg in der Zeit der hessischen und preußischen Herrschaft allmählich an. Zumeist waren es Beamte und Angestellte der verschiedenen Behörden. Diese gründeten 1838 die evangelische Pfarrgemeinde. Zu der Gemeinde gehörten auch Christen der Dörfer. Schon 1846 zählte die Gemeinde 234 Gemeindemitglieder, davon 151 aus Brilon. Die Gottesdienste wurden in der Nikolaikirche des Progymnasiums gefeiert. Die Gemeinde legte am 9. Mai 1855 den Grundstein für ihre Kirche, die nach dem Musterentwurf des bedeutenden Berliner Baumeisters Karl Friedrich Schinkel gebaut wurde und weihte sie am 19. Oktober 1856 ein. Die Stadt Brilon schenkte dazu den Baugrund, ein aufgefülltes Stück des alten Wallgrabens. Der erste Pfarrer Tugendhold Plate war anschließend 42 Jahre lang der Seelsorger. Der ursprünglich geplante Turm konnte aus Geldmangel nicht gebaut werden. Stattdessen gab es einen schlichten Dachreiter. 1922 wurde er durch den gegenwärtigen Turm, der im kommenden Jahr wegen Baufälligkeit abgerissen werden soll, ersetzt. In dem heutigen Jägerhof, der zu der Zeit bereits eine Gaststätte beherbergte, wurde von 1859 bis 1868 im Obergeschoss die erste evangelische Volksschulklasse und eine Lehrerwohnung angemietet. 1868 erwarb die Gemeinde für 2160 Taler ein Wohnhaus, heute Thiele in der Quergasse, und richtete dort für 40 Jahre lang ein Klassenzimmer und Wohnräume für die jeweilige Lehrperson ein. Um 1880 hatte die gesamte Gemeinde 350 - 400 Gemeindeglieder. 1908 wurde die neue evangelische Schule unterhalb der Kirche in der Kreuziger Mauer bezogen. 1869 wurde das Pfarrhaus gegenüber der Kirche erworben. Die Gemeinde erhielt 1874 ihren eigenen „Totenhof“ von der Stadt. In der Nazizeit besuchten alle Kinder ohne Rücksicht auf die Religionszugehörigkeit die heutige Engelbertschule. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die evangelische Volksschule 1946 wieder geöffnet. Gab es vor dem 2. Weltkrieg etwa 900 Evangelische in der Gemeinde Brilon, erhöhte sich die Zahl innerhalb kurzer Zeit durch Heimatvertriebene auf über 4000 Seelen. Im Jahre 1954 wurde die Kapelle in Brilon-Wald und 1955 die in Hoppecke eingeweiht. 1960 wurde die Martin-Luther-Schule an der Niederen Mauer eröffnet. 1963 wurde die evangelische Kirche mit dem Gemeindezentrum in Gudenhagen eingeweiht, bis dahin wurden die Gottesdienste in der katholischen Kirche von Gudenhagen gefeiert. 1970 wurde der evangelische Kindergarten in der Helle eröffnet. Das evangelische Gemeindezentrum in der Kreuziger Mauer konnte 1977 eingeweiht werden. 1989 wurde die Martin-Luther-Schule aufgehoben und in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt. Die Kapelle in Brilon-Wald wurde 2008 entwidmet und verkauft. Bleibt gesund und vertragt Euch, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, heute, am Ehrentag des Baumes, berichte ich Dir von den Lindenbäumen. Sie hatten zu allen Zeiten für die Menschen eine besondere Bedeutung:

Lindenbäume wurden von den Menschen stets besonders verehrt. So galten sie bei den Germanen z.B. als heilige Bäume. Unter ihnen versammelten sie sich, um Gericht, das Thing, abzuhalten. Zu allen Zeiten pflanzten die Menschen als Dorfmittelpunkte Lindenbäume. Hier traf man sich, tauschte Nachrichten aus, ging auf Brautschau, tanzte und sang unter ihnen. Sie wurden Gerichts- oder Tanzlinden genannt. Heute tragen noch viele Gaststätten die Linde in ihrem Namen. Zahlreiche Dorf- oder Stadtnamen weisen auf Linden hin. Auch bei uns gibt es mächtige Lindenbäume, die uns grüßen. In der Liste der Naturdenkmale unserer Stadt und Dörfer sind Lindenbäume mit ihren genauen Standorten und Kennnummern aufgeführt, so die Linde in Alme neben der Ludgerusstraße 19, die Linde auf dem Friedhof in Altenbüren, die Linde in Brilon an der Keffelker Straße 19, die Linde auf dem Briloner Friedhof neben der Hubertuskapelle, die Linde am Hohlweg hinter dem Haus Nr. 15, am Hohlweg in Brilon, die Linde in Hoppecke zwischen Parkstraße 2 und Dominitstraße 5, in Thülen Zur Heide 2 stehen zwei Linden, auf dem Thülener Friedhof stehen sieben Linden und drei Ahorn im Halbkreis um Friedhof und Kirche, eine mächtige Winterlinde beschirmt den Bildstock bei dem Hof am Östenberg und die Jakobuslinde an der Altenbürener Straße kennt jedes Kind. Weiter sind noch Linden ohne genauen Standort aufgeführt: drei Winterlinden nordwestlich von Madfeld, zwei Linden nördlich von Scharfenberg und zwei Linden südwestlich von Oberalme. Linden sind in zahlreichen Liedern verewigt. Ihr kennt alle das Lied „Der Mai ist gekommen...“. Da wir am 1. Mai alle nicht mit dem Bollerwagen durch die Gegend ziehen können, schaut Ihr vielleicht einmal nach, ob Ihr die besonderen Bäume findet. In der Liste sind nämlich noch andere Linden aufgeführt, die aber nicht mehr aufzufinden sind. Übrigens: Die Menschen pflanzten häufig nach überstandenen Notzeiten wie Pestepedemien oder nach Kriegen einen Lindenbaum. Was haltet Ihr davon, wenn wir auch einen Lindenbaum pflanzen, sobald wir uns treffen dürfen? Vielleicht könnt Ihr meinen Eseltreibern aus dem Museum und von dem Briloner Heimatbund – Semper Idem schon einen geeigneten Platz für unsere Linde vorschlagen. Bis dahin, bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was ich über unseren Stolz, den Wald, herausgefunden habe:

Mit rund 7.650 Hektar Waldbesitz nennen wir uns stolz „Stadt des Waldes“. Unser Stolz bereitet uns im Moment große Sorgen. Ich könnte Eselstränen weinen. Der Wald bildete Jahrhunderte lang die Lebensgrundlage für die Bevölkerung. Er lieferte Bau- und Brennholz für die Familien, Rohstoff für Schreiner, Böttcher und Wagner, Nahrung für Menschen und Tiere sowie Grubenholz und Holzkohle für die Montanindustrie. Ein Schwerpunkt der industriellen Wald- und Holznutzung war die Köhlerei. Durch den Verkauf ganzer Buchenschläge an die Gewerken kam Geld in die Stadtkasse. So kam es, dass Ende des 18. Jahrhunderts in der „Stadt des Waldes“ fast kein Baum mehr stand. Erst durch den Einsatz von Steinkohle bei der Verhüttung von Erzen und durch die Einführung einer nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit arbeitenden Forstwirtschaft konnte sich der Briloner Wald wieder erholen. Ursprünglich war der Briloner Wald ein reiner Laubwald, der zu etwa 90 % aus Buchen und in tieferen Lagen auch aus Eichen bestand. Die Buchen wurden als Brennholz, die Eichen als Bau- und Werkholz genutzt. Weitere Laubbaumarten wie Esche, Birke, Ahorn, Hainbuche, Erle, Pappel, Weide, Vogelbeere und Hasel kamen in kleineren Beständen vor. Aufgrund der damaligen Wald- und Holznutzung hatten wir einen lichten Plenterwald, in dem nur vereinzelt hochstämmige Buchen standen. Je nach Bestand durfte jede 10. bzw. 20. Buche als Fruchtbäume für die natürliche Verjüngung des Waldes nicht geschlagen werden. Der Buchenniederwald bestand zum größten Teil aus Buchen, die aus Stockausschlägen hervorgegangen waren. Nach 20 bis 25 Jahren wurden diese Stockausschläge immer wieder geschlagen und zu Holzkohle verarbeitet. Der Raubbau führte dazu, dass große Bereiche des Briloner Waldes nur noch aus Heideflächen bestanden. Die kurkölnische Regierung des Herzogtums Westfalen konnte die Zerstörung des Waldes nicht verhindern. Erst der hessischen Regierung gelang es Anfang des 19. Jahrhunderts, eine geregelte Forstwirtschaft einzurichten und stellte den Briloner Wald unter staatliche Aufsicht. Damit wurden die Briloner Heideflächen mit der schnell wachsenden Fichte, dem Brotbaum, aufgeforstet. Anhand von Baumbestandsaufnahmen von 1869 und heute lässt sich diese Entwicklung des Briloner Waldes erkennen. War die Buche 1869 mit 61 % und die Fichte mit 32 % vertreten, so verhielten sich die Anteile dieser beiden Baumarten bis zu Kyrill und den Nachfolgestürmen genau umgekehrt. Heute sorgen die Förster für einen artenreichen Mischwald.

Bleibt gesund und schützt unsere Wälder, das wünschen sich und Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, unsere Schnade ist uns „heilig“. Die Schnadetradition muss in diesem Jahr unterbrochen werden. Guckt mal, was unser verstorbener Stadthistoriker Gerhard Brökel in dem Ratsprotokoll des Stadtsekretärs Rochus Heinrich Wrede vom 25. Mai 1776 entdeckt hat:

Der Grenzzug wurde ursprünglich alle vier Jahre, immer am 25. Juni gehalten, ohne Rücksicht auf den Wochentag. Wenn das Datum auf einen Sonntag fiel, wurde der Schnadezug auf den folgenden Montag gelegt. Danach hatte man die Grenzen nach zwanzig Jahren einmal umschritten. Der zeitliche Abstand von vier Jahren ging auf die Einteilung der Stadt in vier Teile „Quartale“ zurück. Jedes Quartal stellte eine Schützenkompanie, an deren Spitze ein sogenannter Schaffer, später Kapitän genannt, stand. Abwechselnd führte jeweils einer von ihnen für ein Jahr den Befehl über die gesamten Schützen. Um nun jedem der vier Kapitäne die Möglichkeit einzuräumen, an der Spitze der Gesellschaft zu stehen, musste ein vierjähriger Turnus eingerichtet werden. Danach fanden die Neuwahlen statt und zwar jeweils in Verbindung mit dem Schnadezug. Nach der Heimkehr versammelten sich die Schützen abends zu einer abschließenden Feier in der Rathaushalle. Auf Kosten der Stadt wurde den Schnadegängern ein großes Fass Bier ausgeschenkt. Bei dieser Gelegenheit wurden die neuen Kapitäne, die Fähnriche und die Korporale für die nächsten vier Jahre gewählt. Am Samstag, dem 25. Mai 1776, fand sich der zwölfköpfige Magistrat unter Vorsitz des Bürgermeisters Hermann Theodor Lysen zu einer Sitzung im Rathaus zusammen, um über die Schnade zu beraten. Es ging um die Frage, ob die Zeitspanne von vier Jahren zu lang bemessen sei. Bei einem häufigeren Abschreiten der Grenzen könnten Streitigkeiten mit den Nachbarn vermieden werden. Im Verlaufe der Diskussion tauchte dann der Vorschlag auf, die Zeit zwischen den Schnadezügen auf zwei Jahre zu verkürzen. Der Magistrat fasste den folgenden Beschluss: Schon in diesem Jahr soll in der Zeit um Johannis Baptistae (um den Tag Johannes des Täufers, 24. Juni) der Schnadezug gehalten werden. Des weiteren wurde für gut befunden, auf diese Weise „so dan von 2 Jahren zu 2 Jahren hinkünfftig fortzufahren“. Wegen der leeren Stadtkasse sollten allerdings nur drei Ohm (ein Ohm rd. 150 Liter) Bier unentgeltlich ausgeschenkt werden. Im übrigen aber solle es bei dem Herkommen verbleiben, die Offizierswahl der Schützen alle vier Jahre stattfinden zu lassen. Am 25. Juni 1776 wurde die Schnade mit denen zu Olsberg, Antfeld, Kallenhardt und Rüthen gezogen. Seit der Zeit hat sie tatsächlich alle zwei Jahre stattgefunden, abgesehen von Kriegs- und Notzeiten. In diesem Jahr haben wir solch eine Notzeit.

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener. Wir sehen uns bei der nächsten Schnade.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, in Brilon verbreitete sich am 10. Januar 1945 großer Schrecken, als Bomben abgeworfen wurden und 37 Menschen, darunter 13 Kinder, starben.

Ältere Briloner erinnern sich noch an Maria Hilleckenbach (50 Jahre alt), Todesort Am Kalvarienberg 3; Franziska Rothenspieler (23), Am Markt 4; Reinhard Kaup (3), Derkere Mauer 20; Maria Helmold (61), Maria Elisabeth Hillebrand (41), Winfried Kürten (5), Irene Leinen (28), alle Hoppecker Straße 1; Gustav Marfeld (74), Hoppecker Straße 9; Käthe Schulte (39), Niedere Mauer 2; Albert Schneidermann (44), Elmar Schneidermann (7), beide Niedere Mauer 5; Hans Schmitz (14), Niedere Mauer 6; Anna Klaholz (70), Anni Moß (10), Ingeborg Moß (8), Peter Schmidt (72), Margarete Schmitt (62), Anni Klaholz (26), Anna Schmitz (64), alle Niedere Mauer 10; Johann Engemann (13), Niedere Mauer 12; Elisabeth Beseler (25), Werner Brinkmann (2), Johannes Stemmer (25), alle Schulstraße 2; , Elisabeth Hückelheim (48), Ursula Hückelheim (11), beide Schulstraße 5; Johannes Wrede (46), Springstraße 7; Aloys Rennerich (43), Springstraße 8; Susanne Cäcilie Ditz (26), Klara Sievers (34), beide Springstraße 14; Wolfgang Helmuth Keuthen (14), Herbert Köpp (8), Katharina Peters (69), Bernhard Prior (59), Therese Rödelbronn (92), alle Strackestraße 2; Hermann Kaiser (10), Karl-Josef Kaiser (6), Luzia Rüther (17), alle Rixener Straße 20. Sie starben durch Bomben, die am 10. Januar 1945 abgeworfen wurden. In Brilon wurde immer berichtet, dass die Bomber das Wehrertüchtigungslager in der Engelbertschule treffen wollten. Meine Eseltreiber mit Carsten Schlömer am Zügel haben in dem Museum Haus Hövener mit Unterstützung von Dr. Peter-Karl Becker von der Universität Paderborn in Amerika nachgeforscht. Diese Nachforschungen ergaben, dass morgens in Molesworth (Südengland) die 303. amerikanische Bomberstaffel den Auftrag erhielt, Bonn, Köln, Euskirchen und Limburg zu bombardieren. Die ersten drei Ziele wurden angeflogen, Limburg wurde wegen schlechten Wetters verschont. Die Flugzeuge mussten zu ihrem Fliegerhorst zurück. Auf ihrem Weg dorthin kamen sie über Brilon. Dort herrschte bestes Wetter. Hier konnte man die restliche Bombenlast abwerfen. Das war notwendig, weil der Treibstoff der Flugzeuge für den Flug bis zum Heimathorst ausreichen musste. Die acht Flugzeuge warfen 266 Bomben über Brilon ab. Die Originalnachrichten aus Amerika sind im Museum Haus Hövener einzusehen. In dem interaktiven Stadtmodell des Museums sind Bilder aller Bombenopfer, von Helmut Mengeringhausen zusammengetragen, zu sehen, ebenfalls Fotos der zerstörten Häuser.

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, am 18. Januar 2010 habe ich bei einem Zeitzeugenabend des Briloner Heimatbundes – Semper Idem zum Bombenabwurf am 10. Januar 1945 die Ohren gespitzt und alles aufgeschrieben.

Heinz Bange war damals zehn Jahre alt und kann sich an den Bombenabwurf auf Brilon am 10. Januar 1945 noch genau erinnern. Es war ein Wintertag mit strahlend blauem Himmel, als 14 Bomber Brilon in Richtung Edersee überflogen und umkehrten. Der Zeitzeuge Heinz Bange, damals Krumme Straße, kann sich noch genau an den Masterbomber mit dem Zielgerät erinnern. Er weiß auch die Häuser, die zerstört wurden und kennt die Namen der 37 Toten, darunter die der 13 Kinder. Franz-Josef Weber berichtet von einer Bombe, die mitten in den Kreuzgang der Propsteikirche einschlug. Karl-Heinz Schleich erinnert sich, dass die Kinder in der Niederen Mauer rodelten. Als die Bomben einschlugen, entwickelte sich eine Druckwelle, durch die er und weitere Kinder zu Boden gerissen wurden und weinend nach Hause liefen. Frau Becker aus der Schreinerei Hilleckenbach berichtet von dem Chaos auf der Derkeren Straße und ist heute noch dankbar, dass ihre Familie großes Glück gehabt habe und alle Familienmitglieder und die Schreiner überlebten. Karl-Heinz Schreckenberg wohnte damals unterhalb des Derkeren Tores. „Bei Voralarm gingen wir nie in den Keller, weil nie etwas geschah.“ Als dann doch Bomben fielen, versuchten alle, den Keller zu erreichen. Der ganze Angriff dauerte keine fünf Minuten. Hans-August Ehls war damals 14 Jahre alt. Er hat den Anflug der Flugzeuge und das Setzen des Angriffszeichens mitbekommen. Dann ertönte der Vollalarm. Im Keller hörte man in kurzer Zeit zahlreiche Explosionen. Nach der Entwarnung lief er auf die Bahnhofstraße und sah den Marktplatz mit Steinen übersät. Im Krankenhaus Maria-Hilf in der Königstraße lagen auf allen Gängen Verletzte. Einen eindrucksvollen Zeitzeugenbericht steuert Helga Roeder, geb. Moß, bei. Sie war damals sechs Jahre alt. Das Haus ihrer Großmutter wurde getroffen und mit einem Mal waren sieben Menschen tot, darunter ihre Großmutter und ihre Schwestern. Nur eine Überlebende konnte aus dem Haus gerettet werden. Ihr Vater war fünf Jahre und einen Tag früher als Soldat gestorben. Till Kornemanns Vater, der Kunstmaler Franz Kornemann, hat das Inferno als Gemälde festgehalten. Es hängt heute im Feuerwehrgerätehaus. Gut, dass die Zeitzeugen ihre Erlebnisse noch schildern konnten. Einige von ihnen sind heute, zehn Jahre später, verstorben. War das Wehrertüchtigungslager in der Engelbertschule das eigentliche Ziel? Das wird in Brilon allgemein vermutet und von den Zeitzeugen geteilt. Oder gab es einen anderen Grund für die Bombardierung?

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was Schulkinder in ihre Hefte schreiben mussten:

Dazu konnte ich zwei Schulhefte aus dem Jahre 1938 von Johannes Schladoth aus der Bäckerei auswerten. Johannes war am 24. Oktober 1924 geboren und besuchte die Klasse 7a. Schaut selbst:
- „Am 1. September zogen mit Gesang und Klang 800 Feldgraue in unsere Stadt ein. (…) Eine Gruppe kam mit ihren Pferden, Wagen, Feldküche bei unserer Volksschule an. (…) Ein jeder hieß sie herzlich willkommen. (…) Am Freitagmorgen zogen sie kriegsgerüstet zum Manövergelände bei Bredelar.“ - (...) „Freiheitsfahne, wir grüßen Dich! Sieghaft wehst du im ganzen Lande, flatterst vom Rhein bis zum Weichselstrand.“ (…) - „Am 30. Januar, am Tage der nationalsozialistischen Erhebung, zog der Führer feierlichst die Unterschrift des Versailler Vertrags zurück. (…) Nur eine Aufgabe bleibt übrig, die Kolonialfrage! Wir wollen sie nur auf friedlichem Wege oder Verträgen wiederhaben. So ist die deutsche Ehre wieder hergestellt.“ - „Nun schweige ein jeder von seinem Leid und noch so großer Not. Sind wir nicht alle zum Opfer bereit und zu dem Tod?“ - „Eins steht groß in den Himmel gebrannt. Alles darf untergehen! Deutschland, unsere Kinder und Vaterland, Deutschland muß bestehen!“ - „Es ist herrlich, in einer Zeit zu leben, die ihren Menschen große Aufgaben stellt. (Adolf Hitler)“ - „Am 12. März hatte Österreich das Glück, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Diese große Tat hatte der Führer allein fertig gebracht.“ (…) - Am 1. Mai ging es zur Schützenhalle. Dort hörten wir uns die Reden des Reichsjugendführers Baldur von Schirach und des Reichspropagandaministers Dr. Göbbels an. Sie sprachen über die Jugend. Dann war am Nachmittag ein sehr großer Umzug. Erst kam der Bürgermeister mit einem Pferde, dann kam die SA und dann die SS. Hiernach kamen einige von unserer Klasse. Dann kam der Reichsarbeitsdienst, dann die Männer von der Akku und der Chemischen und zuletzt die Bauern.“ (…) „Schon vor einigen Jahren hat der Führer die Reichsjugendwettkämpfe eingesetzt. Am Sonntag, den 29. Mai mussten wir um 2 Uhr beim Heim antreten und wir marschierten wieder zum Sportplatz. Hier wurden einige Spiele ausgetragen. Das erste Spiel war Hitlerjugend 2. Mannschaft gegen Jungvolk 1. Mannschaft. Dann kam Hitlerjugend gegen Fliegerschar.“ (...) „Im Leben der Natur zeigt sich das Gesetz unerbittlicher Auslese. Alles Kranke und Untüchtige geht zugrunde. Mit Recht sagt ein altes Jägerstichwort: Die besten Hasen gibt es dort, wo die meisten Füchse sind.“
- „Unser Land braucht starke Söhne, Getreue, die schon hier im Ewigen stehn.“ (…) Du deutscher Junge, fest und grad, der tote Soldat ist dein Kamerad. (…) Anmerkung: Johannes Schladoth starb am 28. Juni 1945 nach dem Ende des Krieges an einer Verwundung in einem Gefangenen-Lazarett. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Heldenfriedhof in Posen. Bleibt gesund und betet, dass sich solche Zeiten nicht wiederholen, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, für arme Leute gab es zwei besondere Häuser:

Für die Versorgung Bedürftiger unterhielt die Stadt Brilon einen Armenfond. Dieser besaß seit dem Mittelalter zwei Häuser, das Hospital zum Heiligen Geist mit zugehöriger Kapelle am Marktplatz (heute Museum Haus Hövener) und das Hospital zum Heiligen Geist in der Derkeren Straße. Das Hospital am Marktplatz wird erstmals 1346 urkundlich erwähnt und bot acht alten und bedürftigen Frauen Obdach. An Einkünften verfügte das Haus jährlich über 100 Taler, an denen auch die übrigen Armen in Brilon teilhatten. Die Einnahmen stammten zum größten Teil aus der Niederen Mühle, auch Hospitalmühle genannt. Am 19. August 1742 brannte das Hospital mitsamt der angeschlossenen Jodokus-Kapelle bei dem verheerenden Stadtbrand nieder. Die Stadt baute das Gebäude nicht wieder auf. Erst 1804 errichtete der Kaufmann Caspar Krüper das jetzige Haus. 1816 verkaufte er das Gebäude an Charlotta Catharina von Germeten, Witwe des Bürgermeisters und Gewerken Heinrich Unkraut. Frau Wilhelmine Hövener, die letzte Besitzerin aus der Familie, schenkte das Haus allen Bürgern der Stadt Brilon, indem sie die Stiftung „Briloner Eisenberg und Gewerke“ einrichtete. Seit 2011 wird das Gebäude als Stadtmuseum genutzt. Die Frauen des Hospitals zum Heiligen Geist fanden nach dem Stadtbrand Heimat in dem Armenhaus, auch Marienhospital oder Gotteshaus in der Derkeren Straße genannt. Hier wohnten bis dahin acht Männer. Die jährlichen Einkünfte beliefen sich ursprünglich auf 12 Taler. Mit den neuen Bewohnerinnen flossen die Einkünfte des abgebrannten Hospitals am Markt diesem Armenhaus zu. Das Armenhaus wurde 1454 von dem Priester Johannes Steinhoff gegründet. 1881 wurde das Armenhaus aufgelöst und an einen Privatmann verkauft. An den Armenfond erinnert noch der „Armengraben“. Dort, vor der Stadtmauer, lagen die Musgärten des Armenfonds. Hier konnten die ärmeren Bürger ihr Gemüse anbauen. Auch andere Bevölkerungsgruppen hatten ihre Musgärten, die der Schützen lagen z.B. in dem Schützengraben.

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, schaut mal, auf einem Bauernhof war immer etwas los.

Überall hörte man Gegacker, Iah-Rufe, Wiehern, Muhen, Blöken, Geschnatter und andere Tierstimmen. Es wurde ruhiger, wenn der Schäfer morgens mit seiner Hammelherde zu den Weidegründen zog. Damit die Schafe nicht ausbüxten, hatten die Hirtenhunde alle Pfoten voll zu tun. Sie rannten hin und her und hielten die Bande zusammen. Abends kamen die Schafe wohlgenährt zurück. Dann ging das Geblöke wieder los. Wenn die Weide zu weit entfernt lag, verbrachten die Schafe die Nacht auf dem Feld in ihren Hürden. Der Schäfer konnte in aller Ruhe auf einem Strohsack im Schäferkarren träumen. Die treuen Schäferhunde passten auf, dass sich kein Fuchs oder ein zweibeiniger Dieb heranschlich, um sich ein Schaf zu stibitzen. Im Herbst wurde es stiller im Schafstall. Einige Schafhalter vertrauten ihre Tiere anderen Schäfern an, die sich dann mit einer riesigen Herde auf den langen Weg in das Rheinland begaben. Dort gab es wegen der milderen Winter noch genügend Futter für die Tiere. Als Landschaftspfleger waren sie gerne gesehen. Vorne fraßen sie, und hinten küttelten sie. Sie düngten also ihre Flächen, auf denen sie im nächsten Jahr wieder das leckere Gras genießen wollten. Auf den Feldern trampelten sie zudem die Getreidesaat in den Boden, so dass die Vögel die Körner nicht wegpicken konnten. Zum Dank konnten die Wanderschäfer bei den dortigen Bauern übernachten und wurden verpflegt. Nach einer gewissen Zeit wechselten Schäfer und Schafe das Quartier, bis die ganze Herde wieder in der Heimat war. Die Schäfer, die zu Hause die Stellung gehalten hatten, weil sie die anderen Tiere versorgen mussten, eilten herbei und suchten ihre Schafe aus der riesigen Herde heraus. Das ging einfach, weil sie im Herbst ihre Tiere mit unterschiedlichen Farbklecksen gekennzeichnet hatten. Jeder war glücklich, wenn er seine Schafe gut genährt und unversehrt in Empfang nehmen konnte. Besonders die Lämmchen wurden gestreichelt und bewundert. Der Wanderschäfer und die Hirtenhunde hatten gute Arbeit geleistet. Die Schafe bedankten sich für die Fürsorge mit ihrer dicken Wolle. Der Schäfer klemmte sie zwischen den Beinen ein und befreite sie mit der großen Schere von ihrem Pelz. Im Herbst tippelte die ganze Bande dann wieder los in ihr Winterquartier am Rhein. In späteren Jahren reiste die feine Gesellschaft ganz bequem in Güterwagen in ihre „Winterfrische“. Die Bäuerinnen hatten im Winter viel zu tun. Sie wuschen die Wolle, spannen sie zu Fäden und strickten daraus warme Pullover und dicke Strümpfe.

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, wie es mit den Mädchenschulen in Brilon bestellt war:

Während die Jungen immer schon ihre eigenen Schulen hatten, verfügten die Mädchen lange Zeit über vier Klassenräume im Untergeschoss des Rathauses. Zusätzlich gab es dort eine gemischte Klasse der Jüngsten. Da die Schulkinder äußerst beengt und in unhygienischen Verhältnissen untergebracht waren, mahnte die Bezirksregierung in Arnsberg mehrfach an, die unwürdigen Verhältnisse abzuschaffen. Dazu bot sich 1898 die Gelegenheit. Direkt neben der Fachwerkjungenschule in der Schulstraße brannte das Anwesen des Dachdeckers Franz Tilly ab. Die Stadt erwarb den Platz für 3.450 Mark und errichtete in den Jahren 1901/02 eine Mädchenschule in Ziegelbauweise für 43.447 Mark. Das Schulgebäude beherbergte vier Klassenräume und Wohnungen für die Lehrerinnen. Eine Schulklasse wurde in die benachbarte Jungenschule ausgelagert. Als die Volksschule, die heutige Engelbertschule, 1932 fertiggestellt war, zogen die katholische Mädchen- und Jungenschule in das moderne Schulgebäude mit speziellen Räumen für Hauswirtschaft, Technik und Filmvorführungen um. Dazu gab es eine Turnhalle mit einer Theaterbühne und ein Lehrschwimmbecken. Die beiden bisherigen Schulen wurden miteinander verbunden und werden heute von der Marienschule benutzt. Die beiden Bauabschnitte sind heute noch gut zu erkennen. In der neuen katholischen Volksschule am Derker Tor waren die Mädchen- und Jungenschule unter einem Dach vereint und dennoch getrennt. Die Mädchen benutzten den linken Treppenaufgang und den vorderen Schulhof, während die Jungen den rechten Eingang und den hinteren Schulhof benutzten. Ab 1933 begannen andere Zeiten mit Neuerungen. Anstatt den Schultag mit einem Gebet zu beginnen, gab es den Hitlergruß. Die Kreuze mussten Hitlerbildern weichen, und Kinder aller Religionen sowie Mädchen und Jungen wurden gemeinsam unterrichtet. Dafür wurden die evangelische Schule in der Kreuziger Mauer unterhalb der evangelischen Kirche und die Klasse der jüdischen Schüler in einem Privathaus aufgelöst. Für alle Kinder gab es gemeinsame Antret- und Gleichschrittsübungen auf dem Schulhof. Das sollte tausend Jahre so gehen. Nach dem Krieg wurde die alte Ordnung wieder hergestellt.

Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, heute ist Schwarmintelligenz gefragt.

Den Begriff kennen wir aus dem Tierreich. Wenn sich die Tiere einer Gattung beim Beutezug oder bei der Verteidigung für ihren Erfolg verbünden, nennen wir das Schwarmintelligenz. Gemeinsam sind sie erfolgreich. Das übertragen wir auf die Menschen, wenn möglichst viele Menschen ihr Können, ihre Geschicklichkeit, ihr Wissen usw. für eine Problemlösung bündeln. Du sollst die Schwarmintelligenz von Geschwistern, Eltern, Großeltern, Onkeln, Tanten und anderen Personen nutzen. Es geht darum, möglichst viele Straßennamen in Brilon und in den Dörfern zu finden, deren Bezeichnungen auf Personen zurückzuführen sind. Wo befinden sich die Namen Peter-Knaden-Straße, Gebrüder-Rüther-Straße, Bernhard-Bartmann-Straße, Heinrich-Jansen-Straße oder Schlüterstraße? Warum heißen sie so? Ist das schwer? Wenn die Aufgabe leicht zu bewältigen wäre, könnte das ja jeder Esel alleine lösen. Denkt an die Schwarmintelligenz! Straßennamen wurden übrigens häufig ausgetauscht. So hieß die Bahnhofstraße, Brilons Hauptgeschäftsstraße, ursprünglich Keffelker Straße, dafür trug die Hoppecker Straße den Namen Bahnhofstraße, weil sie zum Bahnhof in Brilon-Wald führte. Die Königstraße ist nach der Familie König benannt, die am oberen Ende der Straße ihr Anwesen hatte. Davor hieß sie zuerst Broekeler Straße, danach Brockenstraße. Die Gartenstraße nannte man für eine gewisse Zeit Adolf-Hitler-Straße, und die Hubertusstraße hieß Hindenburgstraße nach dem damaligen Reichskanzler. Ihr merkt schon, Straßennamen können spannende Geschichten erzählen. Wenn Ihr Euren Schwarm zusammengestellt habt, kann es losgehen. Schreibt alle Namen in eine Liste, dazu den Ort mit der genauen Lage und die Herkunft des Namens. Danach schickt Ihr die Liste mit Eurem Namen, der Adresse und der Altersangabe versehen an meinen Eselstall im Museum Haus Hövener. Die Adresse museum@haus-hoevener kennt Ihr ja. Wisst Ihr eigentlich, dass auch die Hausnummern wechselten. Ursprünglich wurden die Häuser ohne Rücksicht auf die Straßen einfach durchnummeriert. Man orientierte sich in erster Linie an den Beinamen der Häuser wie Kerlekes, Bükerons oder Schwickers. Im 19. Jahrhundert bekamen die Häuser mit Einführung der Feuerversicherung nach Straßen geordnet Hausnummern. So tragen die Häuser heute auf der rechten Straßenseite gerade und auf der linken Seite ungerade Hausnummern. Das könnt Ihr in der Stadt oder in Eurem Dorf, aber auch in dem Stadtmodell im Museum Haus Hövener überprüfen. Jeder, der sich mit seinem Schwarm an der kniffligen Aufgabe beteiligt, bekommt eine Belohnung. Wenn meine Eseltreiber im Museum den Stall wieder öffnen dürfen, könnt Ihr Euch die Belohnung abholen. Dazu lade ich dann ein. Also, bringt Euren Schwarm auf Trab! Ich drücke Euch die Hufe.

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener!

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, Esel sind ganz schön sportlich. Guckt doch mal, was ich herausgefunden habe:

Was hatten wir früher doch für strenge Winter. Das habt Ihr vielleicht noch kürzlich von älteren Leuten gehört, die sich noch daran erinnern können, als sich der Schnee rechts und links der Wege auftürmte. Es gab häufig solche Schneemassen, dass die Eisenbahnzüge, Autos und Pferdefuhrwerke in den Schneebergen steckenblieben und mühsam freigeschaufelt werden mussten. Die Kinder hatten an dem Schnee ihre Freude. Mit ihren Rodelschlitten sausten sie die Süd-, Nieder- oder Friedrichstraße hinunter. Häufig banden sie mehrere Schlitten aneinander, und vorne musste ein Älterer, der Schlittschuhe besaß, die Verantwortung als Lenker und Bremser übernehmen. Es gibt genügend Zeitungsberichte, die das verbotene Tun anprangerten. Am 14. Oktober 1918 beschloss der Rat der Stadt daher einen Grundstückstausch mit dem Kreis Brilon. Der Kreis trat 9,9 a für die Rodelbahn rechts neben dem Kreishaus ab. Die Zeitungen berichten, dass die Kinder dennoch auf den Straßen rodelten. Auch die Erwachsenen betrieben Wintersport. Schon am 8. Januar 1910 wurde der Skiklub Brilon-Willingen gegründet. Bereits am 3. und 4. Februar 1912 feierte der Verein „bei reichlich Schnee und gut besuchten Wettkämpfen“ sein erstes Wintersportfest in Willingen. Ein Festessen im Saal der Casinogesellschaft in Brilon (heute Haus Guntermann am Marktplatz) bildete den Abschluss. Heute ist Willingen mit der Mühlenkopfschanze bei Skispringern weltweit bekannt. Brilons Bekanntheitsgrad als Wintersportort beschränkte sich auf die nähere Umgebung. Daran konnten auch Brilons drei Skisprungschanzen nichts ändern. Die erste Sprungschanze als Holzkonstruktion wurde im Hellehohltal auf der Seite von Brockmanns Hütte im Jahre 1933 mit einem Sprung von Erich Recknagel, dem Deutschen Skisprungmeister von 1930, eröffnet. 1952 wurde auf dem Gegenhang eine Schanze ebenfalls als Holzkonstruktion erbaut. 1965 folgte die dritte Schanze, konzipiert von dem weltbekannten Sprungschanzenkonstrukteur Heini Klopfer, als Naturschanze. Heini Klopfer ist auch der Konstrukteur der Olympiaschanze von Garmisch-Partenkirchen. Dem Eröffnungsspringen am 24. Januar 1965 folgte am 23. Januar 1966 ein Einweihungsspringen. Der Schanzenrekord lag bei 51,5 m. Um 1975 war es vorbei mit Brilons Skisprunggeschichte, daran erinnert nur noch eine Skulptur auf dem Schanzentisch. Abfahrtsläufer konnten sich noch später auf der Waldwiese oberhalb der zweiten Schanze vergnügen. Am Poppenberg wurde bereits 1958 ein Skilift installiert. Ihm folgten im Laufe der Jahre immer modernere Anlagen. Ist wegen des Schneemangels der Abfahrtslauf zukünftig auch nur noch Geschichte?

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener!

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, Brilon hatte eine eigene Brauerei.

Dort, wo sich heute das Bürgerzentrum Kolpinghaus in der Derkeren Straße befindet, betrieb Joseph Schmelter eine große Bierbrauerei. Angeschlossen waren eine Gastwirtschaft und ein geräumiger Saal für Veranstaltungen aller Art. Das Gebäude wurde am 6. Januar 1886 durch einen nächtlichen Brand völlig zerstört. Joseph Schmelter baute seinen Betrieb aufwändig wieder auf. Im Jahre 1893 sah er sich jedoch gezwungen, den gesamten Besitz zu verkaufen. Er wurde Törchenwirt. Dort findet man an der Wand vor der Theke noch einen Spruch, der wahrscheinlich aus der Zeit stammt. Ihn muss man von unten nach oben lesen: „Als mirs wohl ging auf Erden, wollten alle meine Freunde werden, als ich aber kam in Not, waren alle meine Freunde tot.“ Neuer Eigentümer der Brauerei wurde zunächst der Gastwirt August Becker aus Brilon. 1901 kaufte der aus Bayern stammende Gastwirt Joseph Hain das Anwesen. Das Bierbrauen wurde aufgegeben. Stattdessen betrieb ab 1903 der Unternehmer Joseph Sobotta dort eine „Dampf-Molkerei“ mit einem Verkaufsraum. Dazu vertrieb er in der Stadt seine Erzeugnisse mittels eines Verkaufswagens. Im Jahre 1919 ging das Anwesen in den Besitz des neugegründeten Katholischen Bürgervereins in Brilon über. Damit bürgerte sich der Name „Vereinshaus“ ein. Ab Juni 1920 wurden mithilfe eines zinslosen Darlehens der Stadt Räume für eine Haushaltungs- und Kochschule sowie einer Kinderbewahrschule (Kindergarten) hergerichtet. Für die Leitung der Einrichtungen standen Ordensschwestern aus Paderborn zur Verfügung. Weiter waren die Borromäusbücherei mit 2205 Bänden und 171 Mitgliedern sowie zwei Klassen der Volksschule untergebracht. In den Kriegsjahren diente ein Teil des Vereinshauses als Lager für Kriegsgefangene. 1951 überließ der Katholische Bürgerverein das gesamte Anwesen als Schenkung der heimischen Kolpingsfamilie. In der Zeit bis 1958 wurde das Gebäude, für das sich nunmehr die Bezeichnung „Kolpinghaus“ durchsetzte, umgebaut und erweitert. Es diente mit dem großen Saal allerlei Theateraufführungen, Tanzveranstaltungen und vielem mehr. Im Jahre 1998 beschloss der Rat der Stadt Brilon, die obere Etage zu übernehmen und von 2000 bis 2003 als modernes Bürgerzentrum für Theater, Messen und sonstige Veranstaltungen umzubauen. Seitdem tagt auch der Stadtrat, der bis dahin in dem Saal des Kreishauses seine Sitzungen abhielt, in dem Bürgerzentrum. Im Untergeschoss wird weiterhin leckeres Bier gezapft und zu den Speisen des Restaurants serviert.

Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, den Spruch von Wilhelm Busch kennt Ihr: „Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss!“

Das hatten die Briloner schon frühzeitig erkannt. Davon zeugt schon der Name Schulstraße. Sie ist bereits 1571 aktenkundig. Das kleine Fachwerkhaus an der Propst-Meyer-Straße 1 war unsere erste Schule. Hier wurden die Jungen von einem Rektor und einem Konrektor unterrichtet. Beide Lehrer hatten zudem eine kleine Wohnung in dem Gebäude. Wenn Ihr Euch mal die Inschrift in den Balken des Gebäudes anschaut, entdeckt Ihr die in einem Chronogramm verborgene Jahreszahl 1745. Dazu muss man die Werte der als Buchstaben vorkommenden römischen Ziffern addieren. (Sucht mal, solche Chronogramme findet man in den Balken verschiedener Fachwerhäuser der Stadt.) In dem Jahr 1745 wurde das Haus grundlegend renoviert. Nachdem ab 1800 häufig über 100 Kinder unterrichtet werden mussten, ließ die Stadt in der Querstraße ein neues Schulhaus errichten. Am 21. Juni 1849 brannte dieses ab. Da der Standort wegen der Enge ungünstig gelegen war und kein Pausenhof angelegt werden konnte, entschied man sich, in der Schulstraße ein neues Gebäude zu errichten. Dazu erwarb die Stadt den Bauernhof von Franz Fastabend, ließ ihn abreißen und errichtete dort das große Schulgebäude mit vier Klassenräumen und drei Lehrerwohnungen. Am 21. Juni 1851 konnte die neue Jungenschule eröffnet werden. Es ist der rechte Fachwerkteil der heutigen Marienschule. Eigentlich sollte das Gebäude in Ziegelbauweise erstellt werden. Das verhinderten Proteste der Eltern, die „in einem feuchten Steinbau“ die Gesundheit der Kinder gefährdet sahen. Über dem Eingang, ursprünglich in der Mitte des Gebäudes gelegen, fand die Figur des heiligen Aloysius ihren Platz. Das Werk des Briloner Holzschnitzers Joseph Hillebrand thront dort noch heute. 1932 zog die Jungenschule in die heutige Engelbertschule um.

Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, jetzt hatte ich mal Zeit, etwas Ahnenforschung zu betreiben. Guckt doch mal, was ich herausgefunden habe.

In der Karwoche und an den Osterfesttagen hatten der Hahn, das Lamm und der Hase ihre großen Auftritte. Einer aus meiner Sippe hatte dagegen im wahrsten Sinne des Wortes eine wirklich tragende Rolle. Das wisst ihr ja alles. Mich interessierte mal, wie viele Esel es in Brilon in den einzelnen Jahrhunderten überhaupt gab. Das waren spannende Nachforschungen.
Die älteste Notiz, die ich über die Anzahl von Eseln in Brilon gefunden habe, stammt aus dem Jahr 1760. Damals wurden 110 Esel gezählt. Im Jahre 1777 sind 181 Esel von 135 Haltern belegt, davon hielten die fünf Müller auf den Aamühlen 17 Esel, auf Kleinschmidts Mühle gab es alleine fünf meiner Sorte. Für sie waren absolut ehrliche „Eseljungen“ zuständig. Für uns Esel mussten 9 Groschen Steuern bezahlt werden. Beiwohner und jüdische Familien durften keine Esel halten. Wer mit seinem Esel Korn, Mehl oder Holz transportieren wollte, musste genau wie die Pförtner, Nachtwächter, Stadtknechte, Müller, Drescher, Jäger, Holzknechte, Stadtboten, Kumpmeister und Küster vor dem Magistrat den Eid ablegen, dass sie nicht multerten (betrogen). Der Eseltreibereid ist überliefert. Ich habe ihn mal in unsere Sprache übertragen: „Ich, Eseltreiber, schwöre bei Gott dem Allmächtigen und seinem heiligen Wort, dass ich an dem Korn, so mir die Bürger und Inwohner (Einwohner) zu Brilon in die Mollen (Mühlen) zu führen befehlen werden, keine Untreue beweisen, davon nichts nehmen, oder nehmen lasse, verbrauchen oder veruntreue...“
Im Jahre 1861 zählte meine Sippe noch 63 Esel, 1864 nur noch 55. Es ist traurig, aber bei der Viehzählungen um 1900 sind keine Esel mehr aufgeführt. Wo sind sie nur geblieben? Zu der Viehzählung im Jahre 1912 habe ich folgendes herausgefunden: Es gab 692 Haushaltungen, die Vieh besaßen: 277 Pferde, 1458 Stück Rindvieh, 834 Schafe, 1740 Schweine, 315 Ziegen, 5406 Stück Federvieh und 251 Bienenstöcke. Die Bauern gaben an, dass drei Kühe, 16 Schafe, 1363 Schweine und 67 Ziegen in Würsten oder Bratentöpfen gelandet waren. Einen entfernten Verwandten konnte ich noch ausfindig machen, einen Maulesel. Sein Vater ist ein Pferdehengst und seine Mutter eine Eselstute. Der Maulesel kann aber auf keinen Fall einer meiner Vorfahren sein. Maulesel sind unfruchtbar und können sich nicht fortpflanzen. Das trifft auch auf Maultiere, einer Kreuzung aus Eselhengst und Pferdestute, zu.

Bleibt gesund, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener!

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, mit meinen empfindlichen Ohren kann ich Signale über mehrere Kilometer wahrnehmen. Menschen gelingt das heute nur mit technischen Hilfsmitteln. Guckt mal, was ich gefunden habe.

Wenn etwas Wichtiges den Bürgern der Stadt mitgeteilt werden musste, zog der Stadtausrufer mit der Stadtglocke los und verkündete das Wissenswerte. Noch bis um 1800 in der kurkölnischen Zeit wurde er zusätzlich von einem Trommler begleitet. Dann öffneten die Bürger Fenster und Türen oder traten vor ihre Häuser, denn alle waren neugierig, Neues zu hören. Noch im Jahre 1912 bestimmte der Magistrat 24 Stellen im Stadtgebiet, an denen der Stadtausrufer die Neuigkeiten verkünden musste. Im Jahr 1912 verkündete Bürgermeister Göpfert, dass das bis jetzt übliche „Ausschellen“ auf den Straßen zur Verbreitung von wichtigen Nachrichten keinen amtlichen Charakter mehr besäße. Diese Eigenschaft komme in Zukunft nur noch den in der Zeitung veröffentlichten Bekanntmachungen zu. Für eine Stadt von der Größe und dem Ansehen Brilons sei das altertümliche Ausschellen eine entwürdigende Angelegenheit. Die Stadtglocke von damals ist im Museum Haus Hövener heute noch erhalten. Gerade einmal etwas über 100 Jahre (1903) ist es her, dass durch den Bau einer Telefonleitung von Arnsberg nach Warburg in Brilon ein Telefonnetz eingerichtet werden konnte. Zwanzig Teilnehmer meldeten sich sofort an. Wer keinen eigenen Anschluss hatte, konnte in der Post die moderne Technik nutzen. Um die Verbindung herzustellen, mussten die Postbeamten an einer Kurbel drehen und verschiedene Kabel in besondere Buchsen (Öffnungen) stecken. War die Verbindung hergestellt, konnte man dem Teilnehmer am anderen Ende seine Anliegen mitteilen. Andere Postbesucher konnten dann zuhören und hatten nachher in der Nachbarschaft etwas zu erzählen. Schade, mit dem Zuhören war es 1916 vorbei. Der Fernsprechdienst wurde in die obere Etage der Post verlegt. Hört uns auch jemand zu oder kann jemand mitlesen, wenn wir heute mit dem Handy telefonieren, twittern, skypen oder Whats App benutzen? Wer weiß? Vor etwas mehr als 100 Jahren wurden im 1. Weltkrieg (1914-1918) an der Front Nachrichten noch ganz anders übermittelt: Wo es besonders brenzlig war, wurden Meldehunde zum Nachrichtentransport eingesetzt. Da hatten es die Brieftauben vielleicht besser. Es heißt in den Nachrichten, dass sie sich als „Postboten“ im Krieg bestens bewährt hätten.

Bleibt gesund und habt viel Freude, wenn Ihr Euren Lieben Ostergrüße schickt, Eure Huberta und das Team des Museums Haus Hövener


 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, unser Rathaus könnte ganz viel erzählen.

Spieglein, Spieglein an der Wand, welche Stadt in Nordrhein-Westfalen hat das schönste Rathaus? Danach hatte das Heimatministerium des Landes NRW gefragt. 74 Städte beteiligten sich mit ihren Rathäusern an der Abstimmung. 60.272 Bürger stimmten ab. Was meint Ihr, hat unser tolles Rathaus gewonnen? Die Menschen haben das Rathaus von Recklinghausen, Baujahr 1908, auf den 1. Platz gewählt, Platz zwei belegt das Paderborner Rathaus, Baujahr 1613. Unser Rathaus, um 1225 errichtet, belegt den dritten Platz. Kein Wunder, die anderen Städte haben ja bedeutend mehr Einwohner. Wenn die Rathäuser erzählen könnten, läge unser Rathaus sowieso auf Platz eins. Es ist ja bedeutend älter als alle Mitbewerber und hat schon viel mehr erlebt. Es ist eines der ältesten Rathäuser Deutschlands. Es wurde als Gildehaus für die Briloner Händler erbaut. In den zwei durchlaufenden Hallen der beiden Stockwerke hatten die Metzger, Gerber, Bäcker, Tuchhändler, Schmiede, Schuhmacher und Schneider ihre Verkaufsstände. Später wurde die Halle im Obergeschoss unterteilt. Zum Marktplatz hin wurden Räume für die Belange des städtischen Magistrats eingerichtet. Seit dieser Zeit wurde das Gebäude auch als Curia oder Rathaus bezeichnet. Im hinteren Teil tagte das kurfürstliche Gericht. Die Front des Rathauses hatte bis dahin einen Stufengiebel. Da dieser stark baufällig war, wurde er 1755 abgerissen und bekam seine heutige Gestalt. Die Rundbögen wurden beibehalten. Bei der Gelegenheit wurden auch die Petrusfigur und ganz oben das alte Stadtwappen angebracht. An dem Bildstock seht Ihr auch ein Stadtwappen. Es stammt aus dem eingestürzten Oberen Tor. Die Hirschgeweihe an der Vorderfront zeigen den Stolz der Briloner. Sie besaßen immer schon das Recht der Hohen Jagd, das sonst nur Adeligen vorbehalten war. Das Rathaus war noch um einige Meter länger. Um 1830 wurde der hintere baufällige Teil abgebrochen. Bei der Gelegenheit wurden die beiden Hallen beseitigt und das Innere ausgebaut. Danach beherbergte unser Rathaus das Gericht, Gefängnis, Landratsamt, die Sparkasse, erste Mädchenschule und Polizeidienststelle. Glaubt Ihr mir jetzt, dass unser Rathaus ganz viel erzählen könnte?

Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, in früheren Jahrhunderten gab es in Brilon jährlich sechs große Märkte.

In jedem Jahr wurden in Brilon sechs große Märkte abgehalten. Darauf warteten schon die Händler und Kunden aus dem gesamten Umkreis. Viele fremde Kaufleute schlugen ihre Verkaufsstände in den Straßen auf und boten ihre Waren an. Auch in unserem Rathaus wurden zusätzliche Verkaufsstände eingerichtet. Käufer aus den Dörfern und Städten rundherum bevölkerten die Straßen. Für die Überwachung der Märkte und den Einzug der Marktgelder waren zwei Ratsherren abgestellt. Überall wurde Plattdeutsch gesprochen. Alle wollten sich mit Waren eindecken, die sie nur in Brilon bekommen konnten. Ihr könnt Euch vorstellen, was dann in Brilon los war. Gastwirte, Metzger, Bäcker, Tuchhändler, Schmiede, Schuhmacher und Schneider rieben sich die Hände. Wir Esel fanden es besonders spannend, weil dann auch andere Tiere in die Stadt kamen. Hühner, Gänse und anderes Federvieh waren in Käfigen eingesperrt. Wenn sich ein Käufer gefunden hatte, wurden die Tiere in einen Sack gesteckt und abtransportiert. Die kleinen rosigen Fickel (Schweinekinder) wurden von den Käufern an den Hinterläufen hochgehoben und begutachtet, ob sie wohl recht fett gefüttert werden könnten. Dann erging es ihnen genauso wie dem Federvieh, und sie verschwanden in einem Sack. Pferde, Kühe, Bullen und andere Großtiere standen in der Marktstraße rechts und links aufgereiht. Sie wurden von den Käufern fachmännisch begutachtet. Die Pferde mussten ihre Gebisse zeigen, ihnen wurde ins Maul geschaut. Wenn es zu einem Kaufabschluss kam, schlugen sich Verkäufer und Käufer gegenseitig dreimal in die Hände. „Hand drauf“, das war der Kaufvertrag, an den sich beide hielten. Dann tranken Verkäufer und Käufer einen Schnaps, und der Kaufvertrag war endgültig besiegelt. Danach trieb der Käufer seinen neuen Besitz dem heimischen Stall zu. Heutzutage gibt es nur noch einen großen Markt im Jahresverlauf, die Michaeliskirmes. Die Kinder können sich in allerlei Karussells vergnügen. Vor einigen Jahren gab es noch Ponykarussells. Ich habe die kleinen Pferdchen immer bedauert. Sie mussten mit Kindern auf dem Rücken drei Tage lang immer im Kreis laufen.

Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, in Brilon lernten die Bilder vor 100 Jahren das Laufen.

Manchmal hatten wir Esel auch Ruhetage. Die hatten wir insbesondere dann, wenn unsere Eseltreiber die Zeit mal ohne Arbeit verbrachten. Dazu gehörten die Schützenfeste oder auch Familienfeiern. Besonders begeistert waren wir, als am 24. August 1918 in Brilon die ersten Filme gezeigt wurden. Es verbreitete sich in der Stadt wie ein Lauffeuer, dass in der Gaststätte Bierquelle am Marktplatz Bilder gezeigt wurden, die „laufen“ konnten. Gleich vier Filme waren in Brilons erstem Kino im Angebot: „Das Gesetz der Stunde“ (Humoreske), „Die Schelme“ (Drama), „Die Ernte der Kokusnuss“ (Naturaufnahmen) und „Das unruhige Hotel“. Danach gab es wechselnde Programme. Wir Esel freuten uns, wenn spannende Filme gezeigt wurden und die Eseltreiber beschäftigt waren. Dann konnten wir in Ruhe auf dem Eselskamp grasen. Danach wurden immer mal wieder Filme in dem Rosenbaumschen Saal hinter der heutigen Hirsch-Apotheke auf der Bahnhofstraße gezeigt. 1938 errichtete die Familie Rosenbaum das erste speziell als Kino gebaute Lichtspielhaus. Das heutige Geschäfts- und Bürohaus steht an der Ecke Kreuziger Mauer / Friedrichstraße. Noch im selben Jahr flimmerten die ersten Filme über die Leinwand. Hierzu zählten auch international bekannte Filme wie „Teufelskerl“ mit Spencer Tracy (1938), „Ninotschka“ mit Greta Garbo (1939), „Vom Winde verweht“ mit Clark Gable und Vivien Leigh (1939) oder „Casablanca“ mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann (1942). 1974 lief in diesem Haus der letzte Film über die Leinwand. Von 1956 bis in die 70er Jahre bestand das moderne Casino mit 280 Sitzplätzen an der Stelle des Rosenbaumschen Saales. Nachdem beide Kinos aufgegeben worden waren, gab es eine lange kinolose Zeit in Brilon bis ein kleines Kino von dem Bestatter Tilli eingerichtet wurde. Nachdem dieses aufgegeben wurde, gab es lange Jahre keine Gelegenheit mehr, Filme in Brilon zu sehen. Später wurden dann und wann Filme in der Kundenhalle der Sparkasse Hochsauerland gezeigt. Im Moment wird ein großes Kino mit mehreren Sälen vor den Toren der Stadt gebaut. Hoffentlich gibt es dann auch Tierfilme, vielleicht sogar mit Eseln, zu sehen.

Bleibt gesund,
es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, jetzt könnt Ihr mal aktiv werden: Wie wäre es, wenn Ihr Euch eine eigene Huberta bastelt?

Schade, dass alle Karfreitags- und Ostergottesdienste ausfallen. Ganz besonders traurig ist es, dass wir alle Oma und Opa nicht besuchen dürfen. Auch der schönste Osterspaziergang mit Eltern und Geschwistern und Ostereiersuchen geht mal vorüber. Da habe ich eine tolle Idee. Baut Euch Euren eigenen Steckenesel. Damit könnt Ihr schon beim Basteln viel Spaß haben und mit ganz vielen Ideen Euren besonderen Esel herstellen. Bei dem Bau des Grautieres werdet Ihr viel Freude haben. Dabei können die Erwachsenen gerne helfen. Omas und Opas können ihren eigenen Esel basteln. Noch mehr Spaß bereitet es, wenn Ihr mit Eurem eigenen Esel Geschichten nachspielt oder Euch eigene Abenteuer ausdenkt. Wenn der Esel fertig ist, könnt Ihr ihn fotografieren und das Foto mit Eurem Namen, der Adresse und der Altersangabe unter museum@haus-hoevener.de an das Museum schicken. Wenn es Dir Deine Eltern erlauben, wäre es schön, wenn Du mit Deinem Esel zusammen auf dem Foto zu sehen bist. Du kannst auch eine kleine Geschichte schreiben, was Du mit Deinem eigenen Esel schon erlebt hast. Fotos und Geschichten werden auf der Homepage des Museums veröffentlicht. Vielleicht können wir später ein Buch mit allen Fotos und Geschichten zusammenstellen. Für jeden „Eseltreiber“ gibt es aber sofort eine Überraschung. Schau dazu mal in Deinen Briefkasten. Wenn die Kindergärten und Schulen wieder geöffnet haben und das Gesundheitsamt einwilligt, laden wir alle zu einer großen Eselparade in den Museumsgarten ein. Du weißt ja, dass sich Esel, genau wie wir Menschen, besonders wohlfühlen, wenn sie in Gemeinschaft sind. Vielleicht basteln Deine Freundinnen oder Freunde auch ihren eigenen Esel. Ich bin gespannt, wie viele Esel an der Parade teilnehmen. Mal sehen, ob Festus, Friedel und Rambo oder noch viele andere echte Esel dann auch kommen. Dann reiten wir mit allen Eseln um den Marktplatz. Wenn das nicht schon bald geht, müssen die Esel noch einige Zeit im Stall warten.

Auf der Homepage des Museums www.haus-hoevener.de findest Du die Bastelanleitung. Dort kannst Du Dir auch ansehen, wie der Steckenesel vielleicht aussehen kann.

Bleibt gesund und habt viel Freude beim Basteln, das wünschen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, heute muss ich mal mit ein paar „Eseleien“ aufräumen:

Häufig wird das Wort Esel von den Menschen als Schimpfwort benutzt. Ich wehre mich dagegen, dass wir Esel störrisch, dumm und faul genannt werden. Das sagen nur Leute, die uns nicht richtig kennen. Dass wir manchmal störrisch und stur wirken, zeigt nur, dass wir klug sind. Müssen wir z.B. einen Bach überqueren oder wittern wir eine Gefahr, bleiben wir erst einmal stehen und checken die Situation mit unserem Supergehör und unseren großen Augen ab. Wenn keine Gefahr lauert, traben wir ruhig und gemächlich weiter. Unsere großen Brüder, die Pferde, haben einen Fluchtinstinkt und hauen einfach ab. Da sind wir Esel ja wohl cleverer, was meint Ihr? Ich kann mich aber besonders darüber aufregen, dass uns manche Menschen Faulheit andichten. Wie haben sich meine Vorfahren in Brilon in all den Jahrhunderten Tag um Tag abgerackert? Sie mussten Holzkohle von den Köhlern aus den Wäldern schleppen. Ihr könnt Euch vorstellen, dass wir manchmal genauso schwarz wie die Köhler aussahen. Dafür sahen wir weiß wie die Müller aus, wenn wir das Mehl von den Aamühlen holen mussten und der Sack ein Loch hatte, aus dem Mehl rieselte. Überlegt doch mal, wie sich meine Verwandten heute noch in Afrika und anderswo quälen müssen. Dort müssen sie heute noch Schwerstarbeit leisten. Mit den Kindern müssen einige Esel bis zu zehn Kilometer weit laufen und das Wasser für die Familien heranschleppen. Wenn das erledigt ist, packen die Menschen alles das auf die Eselsrücken, was transportiert werden muss. Die Familien, die einen meiner Artgenossen besitzen, können sich glücklich schätzen. Uns Eseln in Brilon geht es bedeutend besser. Meine Freunde beim Hiebämmer können sich den ganzen Tag auf der Wiese amüsieren, und Rambo, Friedel und Festus lassen sich streicheln und gehen mit Kindern spazieren. Mich finden die Kinder auch ganz süß und wollen mit mir schmusen, weil ich so ein weiches Fell und ein samtiges „Mehlmaul“ habe. Alle zwei Jahre habe ich einen ganz besonderen Auftrag: Für den Briloner Schnadezug wird mir ein blauweißes Schützenband umgelegt, und so geschmückt darf ich den Schnadebrüdern den Weg zeigen. Das finde ich auch deshalb ganz toll, weil sich große und kleine Schnadebrüder auf dem Lagerplatz für ein Erinnerungsfoto neben mich stellen. Dann halte ich meine Hufe und die Ohren ganz still und genieße meine Berühmtheit.


Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.


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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, in Brilon gab es den Reichsarbeitsdienst.

Alle jungen Männer und Frauen waren in der Hitlerzeit verpflichtet, ihrem Volk im Reichsarbeitsdienst zu dienen. Vor einiger Zeit hatte ich im Museum eine beeindruckende Begegnung mit einem Herrn, dessen Mutter aus Lippstadt im Jahr 1938 als 18-Jährige den Reichsarbeitsdienst in Brilon abgeleistet hat. Die Dame hatte 1998 ihre Erlebnisse aufgeschrieben. Daraus berichte ich jetzt einige Dinge. Das Barackenlager, in Brilon noch als Maidenlager an der Galmeistraße bekannt, bestand aus zwei Baracken. Die eine war die Wirtschaftsbaracke mit Küche, Waschküche, Duschen, Baderäumen und Vorratsräumen, und die andere Baracke hatte drei Schlafsäle und die Aufenthaltsräume. Die Schlafsäle hatten je sechs Doppelstockbetten für insgesamt 36 „Arbeitsmaiden". Die drei Führerinnen, darunter die Führerin, „Hüttenhain“ genannt, hatten in dieser Baracke Einzelzimmer. Die anderen Arbeitsmaiden kamen überwiegend aus dem Industriegebiet. So sah der Tagesablauf aus: Der Tag begann morgens um sechs Uhr. Dann war erst mal Waldlauf rund um den Drübel. Die Lagerführerin lief vorneweg. Danach gab es immer um sieben Uhr die Fahnenweihe, abends wurde die Fahne wieder eingeholt. Dazu haben alle gesungen: „Wir holen die Fahne nieder, sie geht mit uns zur Ruh, und morgen weht sie wieder neuen Taten zu." Die Arbeitsdienstfahne war schwarz-weiß-rot mit einem Spaten und Ähren in der Mitte. Nach dem Frühstück gingen die Mädchen zu ihren Arbeitsstellen bei den Bauern. Neun Mädchen blieben im Lager, drei in der Küche, drei in der Waschküche und drei im Garten. Das ging immer reihum. Alle drei Wochen bekam man eine andere Aufgabe. Man blieb auch nur drei Wochen bei einem Bauern, dann wurde gewechselt. Die Mädchen bekamen pro Tag 20 Pfennig. Was konnte man damals damit machen? Das Geld reichte gerademal für Briefmarken. Alle vier Wochen durften die Arbeitsmaiden nach Hause fahren. Die Rückfahrkarte nach Lippstadt kostete 1,80 Mark. Wer eine Außenstelle auf einem Bauernhof hatte, bekam dort sein Mittagessen. Die Arbeit war ungewohnt und schwer. Um vier Uhr ging es zurück in das Lager. Alle Mädchen waren gleich gekleidet. Jede hatte eine Ausgehuniform, ein graubraunes Kostüm mit einer weißen Bluse. Als Arbeitskleidung dienten ein blaues Leinenkleid, ein rotes Kopftuch und eine braune Schürze, hohe Schuhe und im Winter dicke Wollstrümpfe. Die Kleidung wurde gestellt und musste nach dem Dienstjahr wieder abgeben werden. Wäschewechsel war nur einmal in der Woche möglich.
Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was ich über die Landwirtschaft am Anfang des 19. Jahrhunderts herausgefunden habe!

Dazu habe ich den Bericht des Agrarwissenschaftlers Johann Nepomuk Hubert von Schwerz ausgewertet. Er stand seit 1816 in preußischen Diensten und hatte die Aufgabe, die Landwirtschaft zu inspizieren. Dabei hielt er sich auch bei uns auf. Er schreibt, dass sich die Ländereien zu weit weg befänden. Dadurch werde nur selten mehr als einmal gepflügt und gedüngt. Selbst dann, wenn das Land in der Nähe liege, werde der Dung nur kärglich zugemessen. Die Kühe müssten alltäglich eine Reise von zwei bis drei Stunden zu ihrer Weide bewältigen, mit dem Rückweg seien sie fünf bis sechs Stunden unterwegs. Er könne ohne Übertreibung bezeugen, dass es in Brilon wie in Altenbüren Leute gebe, die sechs Kühe hielten, und wenn sie keine Ziege nebenbei hätten, die Milch zu ihrem Frühstück kaufen müssten. Jeder halte mehr Vieh, als er im Winter durchbringen könne. Die elenden Sommergerippe seien im Winter noch zehnmal elender. Die Ziegen und Schafe seien in einem besseren Zustand. Sie richteten dafür unglaublichen Schaden und Unheil an Hecken, Bäumen, Wäldern und Feldern an. Dazu trügen auch die ein paar hundert Esel bei. Solch einen Nomadenhaushalt habe er noch nicht gesehen. Auf der anderen Seite lobt er uns Esel: So lange zu Brilon sich die vielen Esel nicht bequemen, selbst Ackerleute zu werden, werde es in Brilon schlecht um die Landwirtschaft aussehen.

Bleibt gesund,
es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Huberta 13

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was ich über Altenbüren, Rixen, Wülfte und Scharfenberg gefunden habe!

Richter Gerlach Snarmann versah in den Jahrzehnten vor 1500 das Richteramt in Brilon. Er war sehr wohlhabend, er besaß das ganze Dorf Altenbüren. Diesen Besitz vererbte er an seine Tochter Adelheid, dazu gehörte auch der ausgedehnte Forstbezirk Oberwald. Adelheid heiratet den Adeligen Volpert von Cobbenrode. Dieser scheint einen aufwendigen Lebenswandel wie so viele seiner Standesgenossen gepflegt zu haben. Jedenfalls sah er sich 1524 genötigt, seinen ganzen Besitz Altenbüren zu verkaufen, und zwar an die Stadt Brilon, die dann bis nach 1800 als Grundherr in dem Dorf auftrat. Die Bauern in Altenbüren waren dann Pächter auf städtischem Grund und Boden, genau wie die Bauern in Wülfte und Rixen. Der Meierhof des Andreas Wiepen in Altenbüren gehörte zum Besitz der Pfarrei Scharfenberg. Weil dort in den Jahren kurz vor 1750 die Kirche neu erbaut wurde, verkaufte der Scharfenberger Pastor Herrmann Bernardi nun den Hof in Altenbüren. Das geschah „mit Wissen, Willen und Consens“ des Freiherrn Fritz Ernst von Weichs auf Schloss Körtlinghausen, dem Besitzer der Adelsherrschaft Scharfenberg, der gleichzeitig Oberprovisor der dortigen Pfarrei war. Der Pastor bot das Gut der Stadt Brilon an, die auch prompt zugriff und auf diese Weise ihren Besitz in Altenbüren abrundete. Der Vertrag wurde am 31. Mai 1748 im Rathaus zu Brilon abgeschlossen. Der Preis betrug 530 Reichstaler. Die Stadt konnte aber erst 1752 den Kaufpreis durch gute Einnahmen aus der Köhlerei bezahlten. Mit Zinsen war die Schuld mittlerweile auf 600 Reichstaler angeschwollen.

Bleibt gesund,
es grüßen Euch Huberta und das Team des Museum Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was ich über Klagen zu dem unchristlichem Lebenswandel im Jahre 1735 herausgefunden habe!

Dazu hat unser verstorbener Stadthistoriker Gerhard Brökel ein Ratsprotokoll aus dem Jahre ausgewertet. In dem Schriftstück wird darüber Klage geführt, dass die Einwohner Brilons die gesetzlichen Regeln und Gesetze der im Jahre 1723 erschienen Polizeiordnung für das Herzogtum Westfalen nicht befolgen. Es handelte sich in 44 Abschnitten um die Zusammenfassung aller Gebote und Verbote, die von den Untertanen zu beachten waren. In dem Ratsprotokoll heißt es: „Fluchen und leichtfertiges Schwören seien an der Tagesordnung, und die Sonn- und Feiertage würden auf gotteslästerliche Weise entweiht. An diesen Tagen werde ohne Scheu während des Gottesdienstes in den öffentlichen Branntweinhäusern gezecht, und während der sonntäglichen Christenlehre und der Andachten an den Nachmittagen werde auf den Straßen bei Ball- und Kegelspielen gelärmt und tumultiert. Die Christenlehre werde mutwillig versäumt. Allerhand knechtliche Arbeiten würden an den Gott geweihten Tagen verrichtet. Gras und Getreide würden gemäht und eingefahren, auf den Feldern und Wiesen werde beim Viehhüten großer Schaden verübt, die Gärten seien dem Raub und dem Diebstahl ausgesetzt, an den „Fohren“ (Ackerrainen) und zwischen dem Getreide werde ohne Scheu das Vieh gehütet, und überall würden auf den Grundstücken eigenmächtig entgegen der Ordnung Fuß- und Fahrwege angelegt. Die Mäher und Kornschnitter scheuten sich nicht, Gras und Getreidegarben den Eigentümern zu entwenden. Auch sonst werde auf vielfache Weise und „hochstrafbarlich“ mit „verbottenen streichen“ gegen die Polizeiordnung gehandelt.“ Mit einem Anschlag unten im Rathaus wurde die Einwohnerschaft aufgefordert, in Zukunft genau die Bestimmungen der Polizeiordnung zu beachten, da ansonsten Strafen drohten. Auch Pastor Matthias Werner Grönenberg verkündete die Aufforderung von der Kanzel. Der stellte später resigniert fest, dass all seine Mühen bei der ungebärdigen Briloner Bevölkerung wenig gefruchtet hätten. Die Einwohner Brilons erwüchsen „gleichsamb in ein wildes Volck“
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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was mir meine Vorfahren erzählt haben.

Sie berichteten von früheren Zeiten, als schon frühmorgens in den Briloner Straßen gemeckert wurde. Aus ganz vielen Häusern kamen die Menschen mit ihren Ziegen. Solche Haustiere konnten sich auch ärmere Leute leisten, die kein eigenes Weideland hatten. Weil diese Tiere Milch gaben, wurden sie auch „Armeleutekühe“ oder „Beamtenkühe“ genannt. Die Besitzer zogen mit ihren Ziegen zum Derker Tor. Dort bei Lohmanns Garten, heute ist da der Spielplatz, wartete der städtische Ziegenhirt auf seine Meckertiere. Während sich meine Vorfahren den ganzen Tag über mit dem Schleppen von Holz, Getreide oder Mehl abrackern mussten, zog der Ziegenhirt mit der Meckergesellschaft durch den Müggenborn zum Ziegenknochen. Den gibt es heute nicht mehr. Hier ist jetzt ein großer Steinbruch. Der Ziegenknochen war ziemlich felsig und nur karg mit Gras und Büschen bewachsen. Trotzdem fühlten sich die Klettertiere richtig wohl. Dort konnten sie klettern und springen und sich die Mägen vollschlagen. Der karge Bewuchs reichte den genügsamen Tieren. Am Nachmittag waren die Euter prall gefüllt, und der Ziegenhirt trat mit der ganzen Meckerbande den Heimweg an. Vom Derker Tor aus fanden die Tiere alleine den Weg zu ihrem Stall. Das Euter drückte, und die Tiere sehnten sich nach ihrem Melker. Manchmal bekamen die Ziegen in ihrem Stall auch Besuch. Wenn Kinder die Krankheit Ziegenpeter hatten, wurden sie wegen der Luftveränderung in den Stall geführt. Dort stank es zwar fürchterlich, der Gestank sollte aber heilsam sein. Ziegenpeter war eine böse Krankheit. Heute heißt sie Mumps. Seitdem die Kinder heutzutage dagegen geimpft werden, tritt die Krankheit in der Regel nicht mehr auf. Verschreibt jetzt ein Arzt Luftveränderung, treten die Patienten an der See oder in den Bergen eine Kur an. Da gibt’s doch wirklich nichts zu meckern.

Bleibt gesund,
es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was ich über Bestrafungen herausgefunden habe!

Wenn sich jemand nicht nach den Gesetzen richtet, muss er mit einer Bestrafung rechnen. Das war in früheren Zeiten nicht anders. Einem Holzdieb oder jemandem, der seine Steuern nicht bezahlt hatte, wurde der Esel für eine gewisse Zeit abgenommen. Meine Vorfahren kamen dann in den Eselsstall am Ledriker Tor (Oberen Tor) und wurden von dem Portici, dem Pförtner, versorgt. Wenn die auferlegten Strafen abgegolten waren, konnte sich der Besitzer den Esel wiederholen. Bei anderen Gesetzesverstößen mussten die Missetäter den Schandmantel, auch spanischer Mantel genannt, tragen. So wurden sie wegen ihrer Vergehen am Schandpfahl der Stadt bloßgestellt. Dieser Schandpfahl stand auf dem Marktplatz in der Nähe des Petrusbrunnens. Im Jahre 1806 war er noch vorhanden. Der Schandmantel hatte die Form eines hölzernen Zubers, der durch ein Loch im Boden von dem Verurteilten wie ein Mantel oder ein Umhang zu tragen war. Er war außen mit allerlei Darstellungen bemalt, die Vorgänge schilderten, die als moralisch anstößig galten. Das Drillhäuschen, das ebenfalls auf dem Marktplatz aufgestellt war, diente gleichfalls der Bloßstellung von Übeltätern. Es bestand aus einem aus Latten angefertigten und um eine Mittelachse drehbaren Käfig, in dem der Verurteilte zur Belustigung der Zuschauer hin- und hergedreht werden konnte (drillen = drehen). Solche Drillhäuschen waren in den meisten Städten zu finden. In Obermarsberg ist der Schandfahl noch erhalten. Es gab aber noch bedeutend schlimmere Strafen. Eine genaue Auflistung ist in einem dicken Buch der historischen Museumsbibliothek abgedruckt. Wenn ich das Buch gewälzt habe, werde ich darüber berichten.

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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal in Brilon gab es große Not

1918, zum Ende des 1. Weltkrieges, wurde das Leben für die Menschen und uns Tiere immer schwerer. Es gab nur das Nötigste zum Lebensunterhalt. Dazu habe ich in der Zeitung folgende Verse gefunden: „Es fehlen uns die Zwiebeln, es fehlen neue Stiebeln, es fehlt am Kleiderstaat, das Strumpfband fehlt, Pomade. Es fehlt die Schokolade, das Oel fehlt zum Salat. Es fehlt die fette Seife, der Tabak fehlt zur Pfeife. Es fehlt das echte Bier, Petroleum, Hering, Scholle, vom Schaf fehlt uns die Wolle und auch das Borstentier.“ Die Not herrschte in jedem Haus. Die Kinder liefen barfuß. Die neueste Erfindung hieß Schuhe aus Blech. Es war verboten, Verstorbene in Kleidung beizusetzen. Sie wurden in Papier gehüllt. Etwa zweieinhalb Milliarden Mark kostete der Krieg im Monat. Zur Finanzierung wurden Kriegsanleihen aufgelegt. Dazu die Verse: „Wer den Krieg gewinnen will, scheue keine Gelder. Unsere Braven schützen Euch, Grenze Wald und Felder. Sei auch Du kein geiz´ger Wicht, helfe, zeichne, fehle nicht.“ Die Zeitung berichtet von Hamsterern, die sich immer wieder Neues einfallen ließen. So landete von Zeit zu Zeit ein Flugzeug in der Nähe des Dorfes Nehden. Die Bevölkerung holte Eier und Butter in Hülle und Fülle herbei. Nach Erledigung des einträglichen Geschäfts verschwand das Flugzeug in den Lüften. In Alme hamsterte eine Elberfelder Gastwirtin. Als sie zwei Reiserkörbe mit frisch geschlachteten Kälbern absenden wollte, wurde sie von Gendarmeriewachtmeister Neumann erwischt. Weiter fand er noch 66 Eier und zweieinhalb Pfund Butter bei ihr. Der Frau wurde das Handwerk gelegt. Ein Großhamsterer aus dem Ruhrgebiet wurde in Brilon-Wald festgesetzt. Er wollte drei geschlachtete Kälber in Kisten verpackt aufgeben. Ein anderer wollte mehrere Bullen über die Grenze zu Waldeck treiben. Bei aller Not wurden in verschiedenen heiligen Messen Kollekten für den heiligen Vater abgehalten.

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es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener!

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, am 29. März 1945, heute vor 75 Jahren, endete in Brilon der 2. Weltkrieg, eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte, durch den Einmarsch amerikanischer Truppen. Wie es sich damals zutrug, berichtete Stadtoberinspektor Johannes Martini (1888 – 1978). Hier einige Auszüge:


Als am 29.3.1945 (Gründonnerstag) durchsickerte, dass amerikanische Truppen die Stadt Winterberg passiert hätten, mussten im Briloner Rathaus alle Vorbereitungen zur Vernichtung der Geheim-, Partei- und Judenakten getroffen werden. Schon längere Zeit vorher habe sich Johannes Martini mit dem Amtsinspektor Klemens Hoffmann abgesprochen, was geschehen solle, wenn sich feindliche Brilon näherten. Brilon sollte sich ergeben. In Person des Kaufmanns Brabender aus Duisburg, der einige Jahre in Amerika gelebt hatte, stand ein Dolmetscher zur Verfügung. Die unmittelbare Gefahr schien gebannt, als man hörte, dass die Panzer Richtung Korbach abgebogen seien. Dann kam Vollalarm. Schon bald seien amerikanische Soldaten auf dem Marktplatz erschienen. Ein Soldat habe einen Schuss in Richtung Strackestraße abgegeben. In wenigen Augenblicken war der Marktplatz, der wegen des Fliegeralarms nicht sehr stark belebt war, leer. Dafür war das Rathaus mit Menschen vollgestopft. Martini berichtet, dass sich darunter auch Soldaten mit Waffen befunden haben. Deshalb habe er zuerst dafür sorgen müssen, dass alles Volk auf beiden Fluren sofort in die Büros gingen. Der Dolmetscher und die Herren Hoffmann und Martini seien aus dem Rathaus getreten. Der kommandierende Offizier habe neben einem PKW auf dem Bürgersteig vor dem Café Starke gestanden und telefoniert. Nach dem Telefonat habe dieser gefragt, ob in dieser Stadt Widerstand geleistet werde. Das wurde verneint. Johannes Martini habe noch hinzugefügt, dass sich am Rande der Stadt noch einige Widerstandsnester befänden. „Das könnten die drei nachfolgenden Armeen erledigen“, so der Kommandant. Danach telefonierte der Kommandant mit dem Führer eines Bombengeschwaders und verhinderte damit, dass Bombenabwürfe unsere Stadt vernichteten. In der folgenden Nacht musste ein Lazarett in der Volksschule eingerichtet werden. Die Militärregierung übernahm am Ostermontag (2. April 1945) die Stadtverwaltung und betraute Johannes Martin mit der kommissarischen Leitung. Er war damit für die Sicherheit der Besatzung verantwortlich. Im Falle von Delikten gegen die Besatzung sollten Geiseln erschossen werden.


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Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, was ich über einen Bischofsbesuch in Brilon vor fast 300 Jahren gefunden habe

Vor einigen Wochen, am 19. Januar 2020, weilte Erzbischof Wölki aus Köln in Brilon, um in einer heiligen Messe an die Stadgründung Brilons durch Bischof Engelbert von Berg zu erinnern. Dabei entstanden für Brilon wohl keine Kosten. Anders war das bei der Firmreise am 04. Mai 1736 des Kölner Weihbischofs Franz Caspar von Francken-Sierstorff. Außer Firmlingen aus Brilon nahmen Firmlinge aus insgesamt 13 weiteren Pfarreien teil, nämlich aus Thülen, Alme, Altenbüren, Scharfenberg, Bigge, Velmede, Assinghausen, Brunskappel, Bontkirchen, Beringhausen, Madfeld, Giershagen und Heddinghausen. Zur Pfarrei Thülen gehörten beispielsweise die Filialorte Nehden, Radlinghausen, Rösenbeck, Hoppecke und Messinghausen, zur Pfarrei Bigge die Orte Olsberg, Elleringhausen und Antfeld. Eine erhaltene Kostenaufstellung von damals zählt in erster Linie die Bewirtungskosten für den Bischof und sein Gefolge auf. Eingeladen zu dem Gastmahl waren vermutlich auch die geistlichen Herren aus den einzelnen Orten, der Klerus der Stadt Brilon, die Konventualen des Minoritenklosters und die Mitglieder des Magistrats. Diese Aufwendungen summierten sich zu einem Betrag von 82 Talern und 2 Groschen, darunter für einen ganzen Ohm Wein (rd. 150 Liter) im Wert von 28 Talern. Das war erheblich mehr, als ein Handwerksmeister im Laufe eines Jahres verdienen konnte. Meine Eselvorfahren sind bei Wasser geblieben und an der hohen Rechnung unschuldig. Die Ausgaben für den Bischofsbesuch wurden auf die einzelnen Pfarreien umgelegt. Auf Brilon entfielen 20Taler 18 Groschen 6 Pfennig.

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es grüßen euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde,
Familienforschung ist spannend, guck doch mal:

Ich trage nur den Vornamen Huberta, wie das noch weit bis in das Mittelalter üblich war. Es reichten Vornamen, um Personen zu kennzeichnen. Durch die Zunahme der Bevölkerung konnten die Leute nicht mehr so einfach unterschieden werden, und es wurden Nachnamen hinzugefügt. Der älteste Briloner Familienname ist Strake oder Stracke. Ihn gibt es bereits 1382. Der zweitälteste Name ist Wiechartz, er ist seit 1426 belegt. Im Jahre 1467 wird der Name Düppe genannt. Der viertälteste Name ist Schwickardi, er ist 1475 in einer Urkunde belegt. 1483 wird der Name Elias in der Einwohnerliste genannt und im Jahr 1484 der Name Wrede. In der Liste stehen auch die Namen Nöggerath, Böddiker und Kleinschmidt. Nach 1500 sind die Namen Nolte (1502), Hesse (1511), Henke und Siebers (1528, Jakobi (1530), Vogel (1562), Stappert (1572), Scharfen (1564), Schulte (1573), Krüper (1573), Weber (1576), Köchling und Lüke (1578), Rummel und Thiele (1597) in Urkunden oder Einwohnerlisten belegt. Alle Namen sind in unterschiedlicher Schreibweise überliefert. Überlegt mal: In einigen Nachnahmen sind Vornamen versteckt, andere weisen auf Berufe hin und wieder andere Namen weisen auf die Herkunft aus einer Landschaft oder einem Ort hin. Vielleicht habt Ihr Lust, über die Namen mehr zu erfahren. Dann kann ich Euch den Band 4 der Reihe "Vergangene Zeiten" von Gerhard Brökel des Briloner Heimatbundes - Semper Idem empfehlen. Meine Freunde aus dem Museum schicken Dir das Buch mit 232 Seiten und vielen anderen Aufsätzen für 13,00 € gerne zu. Du kannst es unter der E-Mail museum@haus-hoevener.de bestellen. Viel Spaß bei der Familienforschung!

Bleibt gesund,
es grüßen Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

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Guck mal, heute habe ich eine traurige Nachricht gefunden:

Zahlreiche Menschen aus verschiedenen armen Ländern versuchen heutzutage über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Früher gab es Menschen aus Deutschland, die ihre Heimat verließen und ihr Glück in anderen Ländern suchten. Alleine im 19. Jahrhundert wagten wohl mehr als fünf Millionen Menschen besonders aus wirtschaftlichen Gründen den Neuanfang z.B. in Amerika. Auch die Vorfahren des amerikanischen Präsidenten Trump wanderten nach Amerika aus. Agenturen sorgten für die Schiffspassagen. Hoffnungsfroh begaben sich am 11. Oktober 1836 der Schuhmachermeister Bernhard Sonntag und seine Frau Gertrud Schlüter mit ihren sechs Kindern Maria, Amalia, Lisette, Joseph, Bernhard und Carolina auf den Weg nach Amerika. Auch der Geselle (der Name ist nicht bekannt) war dabei. Zuerst ging es wohl von Brilon aus mit dem Pferdewagen bis nach Beverungen an der Weser und dann mit dem Weserschiff nach Bremerhaven. Dort bestiegen die Emigranten dann Ende Dezember 1836 das Auswanderungsschiff "Friedrich Wilhelm III., König von Preußen". Es hatte 102 Auswanderer, den Kapitän und 17 Mann Besatzung an Bord. Das Tagebuch des Hermann Joseph Krüper aus Brilon, das Stadthistoriker Gerhard Brökel ausgewertet hat, berichtet dann von einem schlimmen Unglück: Das Schiff mit den hoffnungsvollen Auswanderern ist bei den schweren Stürmen in der Weihnachtszeit nach kurzer Fahrt an der englischen Küste mit Mann und Maus untergegangen. Von der Briloner Familie hat man nie wieder etwas gehört.

Bleibt gesund,
es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener

 
 
 

Guck mal, was mir andere Esel erzählt haben:

Die Stadt Brilon wurde von zwei Hauptstraßen durchzogen, die sich wie heute noch am Marktplatz kreuzten. Wenn wir Esel Korn zu den Mühlen transportierten oder mit Mehl oder Holz in die Stadt wollten, mussten wir durch eines der vier Stadttore traben. Die Straßen und auch die Tore waren nach untergegangenen Siedlungen benannt, die nahe der Stadt lagen. Die Derker Straße und das Derker Tor führten zu dem Weiler Dederinghausen am Fuße des Poppenbergs. Die Keffelker Straße (heute Bahnhofstraße) und das Keffelker Tor hießen so nach dem Dorf Keffelke an der dort gelegenen Antoniuskapelle / Keffelker Kapelle. Das Kreuziger Tor wies auf den Hof Kratzingen oder Kraizingen hin, der vielleicht in der Gegend des Osterhofes lag. Auch die zu diesem Tor hinlaufende Straße, die heute den Namen Steinweg führt, hieß früher Kreuziger Straße. Das Ledriker Tor im Westen der Stadt erinnerte an das Dorf Ledrike zwischen Brilon und Altenbüren. Entsprechend dieser Bezeichnung war die zu dem Tor hinführende Straße als Ledriker Straße - heute Strackestraße - bekannt. Im 18. Jahrhundert bürgerten sich in Brilon die Ausdrücke Oberes Tor und Niederes Tor statt Ledriger Tor und Keffelker Tor ein. 1742 stürzte das Obere Tor zusammen, es wurde sofort wieder aufgebaut. Wann es wieder abgerissen wurde, ist nicht bekannt. 1750 wurde das schadhafte Derker Tor abgebrochen und wieder aufgebaut, es steht zum Glück noch heute und ist ein Wahrzeichen unserer Stadt. 1811 wurden das Niedere Tor und Kreuziger Tor abgerissen. Dort, wo früher Stadttore standen, hat der Briloner Heimatbund - Semper Idem kleine Stadttore aus Bronze mit Hinweisschildern aufgestellt.

Bleibt gesund,
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Die Sonne lockt, und ich sitze hier in meinem Stall im Museum Haus Hövener

Eigentlich hatte ich mich zum Tag des Waldes vor einigen Tagen mit meinen Freunden vom Hiebämmer und mit Festus und Friedel von der Alten Hütte sowie mit Rambo aus Messinghausen zum Sippentreffen im Wald verabredet. Daraus wurde leider nichts, weil die Regierung wegen des Coronavirus bestimmte Dinge verordnet hat. Dazu gehört, dass man sich nur mit Familienmitgliedern zusammen aufhalten darf. Also haben wir das Treffen einfach verschoben, die Gesundheit geht vor. Es ist aber schade, weil im Frühlingswald jetzt richtig was los ist. Alles erwacht wieder zum Leben. Hasel, Weide und Erle blühen. Ihre ersten Besucher sind die (Wild-) Bienen, die nach Pollen suchen. Für das Farbenspiel auf dem Waldboden sorgen die blau blühenden Leberblümchen und die weißen und gelben Blüten der Buschwindröschen. Das große Krabbeln im Totholz oder an den Biotopbäumen beginnt, dort tummeln sich wieder zahlreiche Käferarten. Im Frühjahr erblicken auch viele Tierkinder das Licht der Welt. Nachwuchs gibt es zum Beispiel bei der Familie Wildschwein. Die Frischlinge mit ihren Streifen sind lustig anzusehen. Dazu zwitschern die ersten Frühlingssänger Amseln, Buntspechte, Meisen und Rotkehlchen. Mit Einsetzen des ersten milden Regens erwachen auch die Erdkröten aus ihrer Winterstarre und wandern zu ihren Laichgewässern. Dann müssen wir aufpassen, dass wir sie nicht unter die Hufe kriegen. Wir Esel fühlen uns im Wald immer wohl. Er liefert uns Sauerstoff, frische Luft und sauberes Wasser. Die Menschen können sich im Wald erholen. Tieren und Pflanzen bietet er Lebensraum, Nahrung und Schutz. Der Waldboden ist wie ein großer Schwamm. Er kann den Regen aufnehmen und festhalten. So verhindert unser Wald, dass Hochwasser entsteht. Im Waldboden wird das Wasser gefiltert und gespeichert und tritt als Quellen zutage. Wald kann auch „Wir Alle Leben Davon“ bedeuten. Weil ich nicht in den Wald kann, stöbere ich einfach noch etwas in den Büchern des Museums
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es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener!



 

 
 

Pest, Lepra und andere Epedemien in Brilon?
In dem Siechenhaus, das an der Ecke Altenbürener- und Strackestraße stand, lebten Menschen, die an Pest oder Lepra erkrankt waren. Wenn sich Bürger der Stadt dem Haus näherten, mussten die Lepra- oder Pestkranken mit Holzkläppern auf sich aufmerksam machen und schnell verschwinden. Die Verwandten stellten ihnen das Essen vor die Tür. Heute steht an der Stelle ein Bildstock. Noch 1659 und 1664 starben in Brilon zwei Frauen an der Leprakrankheit. Es gab noch keine Medikamente gegen diese Krankheiten. Deshalb beteten sie zu dem Pestheiligen Rochus. Sie versprachen, eine Kapelle zu bauen, wenn die Stadt von der Pest verschont würde. Das Versprechen haben sie mit dem Bau der Rochuskapelle in den Jahren 1676 und 1677 eingelöst. 1918 wütete die Spanische Grippe in allen Ländern der Welt, auch in Brilon. Zur selben Zeit gab es in Alme eine Masernepedemie. In über 40 Familien gab es erkrankte Kinder. Heute werden die Kinder gegen die Masern geimpft. Es gab aber auch noch andere Epedemien. Wissenschaftler wollen einen Impfstoff gegen das Corona-Virus finden. Ich drücke die Hufe, dass das bald gelingt.
Bleibt gesund,
es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener

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Guckt mal, was ich gefunden habe:
Brilon feiert in diesem Jahr 800 Jahre Stadtrechte mit besonderen Veranstaltungen, die monatlich an unterschiedlichen Orten stattfinden. Die Stadtrechte werden 1220 erstmals in einer Medebacher Urkunde bezeugt, die leider bei dem großen Stadtbrand des Jahres 1844 verlorengegangen ist. Durch den bedeutenden Historiker Jahann Suibert Seibertz aus Brilon sind wir jedoch über deren Inhalt unterrichtet. Wahrscheinlich erhielt Brilon bereits 1217 die Stadtrechte. Damals hielt sich der Stadtgründer Erzbischof Engelbert von Köln längere Zeit zu politischen Geschäften im Sauerland auf. Erzbischof Engelbert erwarb ein Areal von den Brüdern Hermann und Gernand von Brilon, auf dem er dann die planmäßig durchdachte Stadt Brilon anlegen ließ. Seitdem gibt es "Brilon" und "Aldenbrilon". Das hat der Briloner Stadthistoriker Gerhard Brökel aus alten Akten herausgefunden. Die Gebrüder Gernand gehörten dem niederen Dienstadel an. Ihnen ist in Altenbrilon die Gernandstraße gewidmet. Vielleicht bin ich auch adelig und heiße eigentlich Huberta von Brilon. Es gibt ja schließlich eine Hubertusstraße.
Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.

 
 
 

Liebe Kinder, Opas, Omas und Eltern,
Ihr alle kennt mich, Eure Huberta, Euren Briloner Stadtesel. Jetzt, wo in Zeiten von Corona alle eine Zwangspause einlegen müssen, mache ich es mir in meinem Stall im Museum Haus Hövener gemütlich und wälze mal alte Akten, Urkunden und dicke Bücher. Das Museumsteam hilft mir dabei. Dabei spitze ich meine Eselsohren. Wenn ich etwas gefunden habe, was Euch interessieren könnte, spitze ich meinen Bleistift und teile es Euch mit. Damit möchte ich Euch die Zeit vertreiben, gleichzeitig könnt Ihr hoffentlich etwas aus der Stadtgeschichte lernen. Wisst Ihr eigentlich, warum mich meine Mitmenschen „Nachtigall“ nennen, obwohl wir Esel nicht fliegen können und es solche Vögel in Brilon nie gab? Wenn meine Freunde und ich von der Arbeit kamen, konnten wir unseren Feierabend auf dem Eselskamp verbringen. Da gab es leckeres Gras. Wenn wir dann unser „Iah“ riefen, sagten die Leute: „Hört Ihr unsere Nachtigall singen? „
Bleibt gesund,
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